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Gedichte über Lustiges - Seite 299


Theaterdonner

Du sitzt entspannt und weich gesesselt
im Stadt-Theater mittig vorn,
von vielen Menschen eingekesselt,
erwartungsfroh und ohne Zorn.

Vor den Kulissen herrscht Getue.
Noch hält zurück sich der Applaus.
Doch plötzlich ist es mit der Ruhe
nach kurzem Vorgeplänkel aus.

Erst schneuzen sich von manchen Rängen
Besucher lauthals ihre Nas,
dann steigert sich in engen Gängen
Geräusper hinterm Opernglas.

Links drängt sich ein killes Knistern
via Bonbontüte vor,
hinter dir mischt sich ein Flüstern
ein in den Geräuschechor.

Unweit deiner feinen Nase
hat ein Mann sich tief gebeugt
und dabei gewisse Gase
mit einem dumpfen Pups erzeugt.

Vermutlich wegen großer Hitze,
halbrechts hast du sie schnell erblickt,
ist eine Frau in ihrem Sitze
laut grunzend schnarchend eingenickt.

Ton-Akustiker sie haben
Blitz und Donner hingeknallt
und aus dem Orchestergraben
wird jeder mit Musik beschallt.

Überall im Saale lauert
unterdrückte Ungemach,
die sich langsam aufwärts powert
und sich entlädt im Dauerkrach.

Es dringen schrille hohe Phone
schmerzhaft zum Gehörgang hin,
denn auf der großen Bühnenzone
wird gesungen und geschrie`n.


Es wird getuschelt und geprustet,
gelacht, gelispelt und erzählt,
fast jeder Fünfte niest und hustet
solange, bis der Vorhang fällt.

Infernoartig tobt am Ende
ein wütender Orkan durchs Haus,
es trampeln Füße, klatschen Hände
zum brachialen Schlussapplaus.

Du suhlst dich in der Gunst des Glückes
bist tief erregt bis ins Gedärm,
und bilanzierst am Schluss des Stückes:
Theater macht viel Spaß - - - trotz Lärm!


(© Friedrich Graf)
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Urnengang

Willst du dich selbstbestimmend quälen,
dann gehe demokratisch wählen.

Du schreitest mit entschlossener Miene
mit Wahlschein in die Wahlkabine.
Vor dem begehrten Kreuzchen schmieren,
lässt du nochmals Revue passieren:

Wie war das in den letzten Wochen?
Was wurde alles da versprochen.
„Wählt uns! Wir hau`n die Steuern runter
und zünden neu ein Wirtschaftswunder!“

„Wählt uns, damit es besser werde,
ansonsten geht zu Grund die Erde!“
„Wir kämpfen für gerechte Löhne
und verbieten schrille Töne!“

„Wir killen NSA-Trojaner
und stellen ein mehr Eisenbahner!“
„Mit uns macht`s Kinder kriegen Spaß,
denn wer eins kriegt, bekommt etwas!“

„Wir schaffen ab das Euro-Geld
und stiften Frieden in der Welt!“
„Wir kreieren Schwung und Mut,
mit uns geht`s Rentnern wieder gut!“

Mit Medien, Flyern und Plakaten
wird jedem Bürger angeraten:
Du musst uns deine Stimme geben,
sonst schmilzt dahin dein Wohlstandsleben.

„Wir bauen ab den Schuldenhaufen!“
„Wir sind für`s kontrollierte Saufen!“
„Wir fordern Wachstum für die Zwerge,
und für die Jogger flache Berge!“

„Wir fördern das Genie im Kinde!“
„Wir treten ein für freie Winde!“
„Wer es will, der möge rasen,
drum sind wir für mehr breite Straßen!“. . . .

Das alles baut sich auf im Geiste.- - - -
Du stützt dich auf die Wahltischleiste
und ahnst am Ziel des Votum-Festes:
Alle wollen nur dein Bestes!

Drauf schließt du kurz die Augen zu
und träumst von einem süßen Schnäuzchen,
dann krixelst du in aller Ruh
hin das heißbegehrte Kreuzchen. - -

Das war`s. Als guter Demokrat
standst du als Wähler brav parat - - -,
und bist gespannt bis auf die Knochen,
ob das auch wahr wird, was versprochen.

(© Friedrich Graf)
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