Sortieren nach:

Gedichte über Lebensweisheiten - Seite 91


Der Esel und der Tausendfüßer

Der Müller war fromm und die Mühle war zu,
sein Esel - am Sonntag, da hatte er Ruh.
Der sah auf dem Boden , - und war sehr gerührt -
'nen Vielfüßer, der durch die Gegend spaziert.

Das Tier hatte auf einer Seite alleine,
nun sagen wir mal, an die 300 Beine.
Wir wollen uns heute am Sonntag nicht quälen,
der Esel, der konnt' sowieso nicht weit zählen.

Er war ganz beeindruckt und konnte nur raunen:
"Sie sind gut zu Fuß und ich bin am Erstaunen.
Muss sagen, mir kann das total imponieren,
wie Sie elegant durch die Gegend spazieren,

die ganze Bewegung so koordinieren
und all Ihre Beine so gut kontrollieren!
Dass die und die Füße den Boden bedecken,
die zweiten sich heben, die dritten sich strecken!

Ich muss mich bemühen, - leicht kommt man ins Holpern -
nicht über die eig'nen 4 Beine zu stolpern!
Ich glaube, da spielt eine ganz große Rolle
die Konzentration, die exakte Kontrolle!

Für meinen Kopf wären das schreckliche Plagen,
ich bin nur geschaffen, um Säcke zu tragen.
Ich habe mit meinen 4 Beinen genug.
Wie sind Sie so überaus weise und klug!"

Der Vielfüßer fragt sich, was ist denn dabei?
Doch hört er vom Großtier schon gern Schmeichelei.
Er hat sich bisher überhaupt nichts gedacht
und alles nur ganz automatisch gemacht.

Denkt jetzt an die Beine, die obern, die untern,
und fängt plötzlich an, sich nun selbst zu bewundern.
Er merkt, es ist schwierig, und gar nicht zum Lachen,
bemüht sich jetzt, alles ganz richtig zu machen.

Dann plötzlich ein Rucken, das bringt ihn zum Stehn!
Er zuckt vor und rückwärts, er kann nicht mehr gehn!
Das Laufen erscheint ihm jetzt so kompliziert, ---
er hat sich nicht mehr von der Stelle gerührt.



************



Ein Glück! Die Eule kam geflogen.
Die haben sie hinzugezogen,
und sie berichten ihr ganz klar,
was eben hier geschehen war.

Das ganze schlimme Ungemach!
Die kluge Eule aber sprach:
"Man soll sich nie die Haare raufen
bei Dingen, die von selber laufen."

Sie sagt zu ihm: "Sei still und brav!
Gleich fällst du in Hypnoseschlaf.
Die ganze Dummheit ist vorbei.
Vielfüßler, du bist wieder frei!
- Vertraue nur und sei kein Tor!" -

Nun läuft er wieder - wie zuvor!
... hier klicken um den ganzen Text anzuzeigen


Anzeige


Der Tag...

Mache ich des Morgens meine Augen auf,
so begegnet mir der Tag wie ein
Gesicht, welches ich noch nie gesehen habe.
Jeder Tag hat eine Seele für dich
wie ein Mensch, der dir guten Morgen sagt und gute Nacht.
Ein Tag plagt dich, und er erfreut dich.
Er redet mit dir und sagt dir manchmal,es wird alles gut.
Und am nächsten Morgen,wenn das Licht des Tages zu dir kommt,
scheint alles so ungewiß, aber das Ungewisse gibt dir die Hoffnung,
denn in dieser Ungewißheit gehe ich schnell zu Gott.
Und dieser Geist sagt mir, daß er auch diesen Tag für mich gemacht hat,
und daß er diesen Tag gemacht hat, auf daß ich den nicht vergessen soll,
der mir die Herrlichkeit schenken wird.
Und wenn der Abend kommt, darf ich sagen, es war ein wunderbarer Tag.
Ich bin mir gewiß, daß ich bei dir bin, mein Gott,
daß dieser etwas traurige Tag doch für meine Seele viel, viel schöner war wie die Tage alle zusammen,
an denen ich meinen Spaß hatte.
Glückseliger Mensch, der die Liebe Gottes zu uns Menschen nicht erkennt wie ein Schalk oder wie jemand,
der nur sein Vergnügen sucht und sein Wohlergehen,
sondern dem die Tage wertvoll erscheinen;
an denen köstliche Tränen geflossen sind,
wie Perlen zu Boden gefallen sind,
wie man eine Saat benetzt, die eines Tages herrliche Früchte bringt.
Der Abend ist wieder da, und der Morgen begegnet dir wie ein neuer Mensch,
welchen du noch nie gesehen hast,
und er hat ein dir unbekanntes Gesicht und eine dir unbekannte Seele.
Dieses Gesicht und die Seele des Tages wollen dir etwas Neues sagen,
was du noch nie gehört noch gesehen hast.
So gehen die Tage dahin.
Aber du steigst jeden Tag in ein anderes Coupé innerhalb eines Zuges,
welcher vierundzwanzig Stunden für eine Tagesfahrt braucht.
Am Ende mußt du aussteigen,
denn die Coupes und deine Tage sind gezählt.
Hast du die Tage bewußt entgegengenommen und hast du bemerkt,
was Gott von dir verlangt hat?
Er hat von dir verlangt, jeden Tag so zu nehmen,
wie ihn dir Gott vor die Augen gestellt hat und nicht nein zu sagen zu einem einzigen Tag.
Gott ist Gott – wer kennt seine Wege,
wer kennt die unaussprechliche Liebe Gottes?
Wer will angehen gegen Gott, gegenüber dem du so machtlos bist?
Nehme alles hin, was dir begegnet.
Die Tage sind kurz, aber die Herrlichkeit Gottes ist ewig,
wenn du seine Tage liebst.
... hier klicken um den ganzen Text anzuzeigen


Anzeige