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Gedichte über Lebensweisheiten - Seite 367


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Der Herrscher von Dalmatan

Der Herrscher von Dalmatan
(eine Ballade)

„...Baut mir das größte und edelste Haus!
Schmückt es mit kostbarsten Schätzen aus!
Spart nicht mit Marmor, Gold und Damast!
Erschafft mir den schönsten Königspalast!“…
…befahl der Herrscher von Dalmatan - - -.
Und das Volk fing kuschend zu arbeiten an.

Die Mauern wuchsen aus weißem Gestein
bis hoch in den gleißenden Himmel hinein.
Aus Elfenbein wurden Decken gemacht,
die Zimmer glänzten in farbiger Pracht.
Die Geknechteten fronten fast vierzehn Jahr,
bis das Märchenschloss vollendet war.

Dann kam der glorreiche festliche Tag,
an dem mit dem zwölften Glockenschlag
der Imperator mit Stolz erfüllt
mit seinen Lakaien Einzug hielt.
Er berauschte sich an der eigenen Macht
und genoss das Werk, das sein Wort vollbracht.

Die Geknechteten sangen erschöpft im Chor
dem Despoten erzwungene Lieder vor.
Der beugte sich weit aus dem Fenster hinaus
und rief mit erhobener Stimme aus:
„Zwar find ich das Schloss gelungen und schön,
doch möcht ich es draußen im Wasser steh`n seh`n!

Reißt also das Ganze wieder ein
und baut den Palast aus gleichem Gestein
ins heimische Meer auf felsigen Grund! - -“
So schallte es drohend aus seinem Mund.
„Und noch ein Befehl wird ausgeführt:
Die frühere Bauzeit wird diesmal halbiert!!“

Die Untertanen vernahmen sein Wort
und wandten sich klagend und ängstlich fort.
Der Herrscher aber vom hohen Stand,
beugt sich noch tiefer und lachte ins Land - - -.
Da plötzlich geschah es - - - mit gellendem Schrei
stürzt er hinab - - - und das Volk war frei.

(© Friedrich Graf)
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Traumfahrt

Traumfahrt

Auf des Ozeans großer Weite
treibt ein Schiff der Küste zu;
vorn am Bug, voll Lebensfreude,
steht ein Mensch, und das bist du.
Suchend nach dem fernen Lande
pflügt dein Blick sich durch die Nacht,
und dein Geist zerreißt die Bande,
die die Dunkelheit gebracht.

Gierig hörst du in der Ferne
den Verlockungsruf der Welt,
der sich in dem Schein de Sterne
deinem Ziel entgegen stellt.
Süße lasterhafte Töne
klingen schmeichelnd in dein Ohr,
zierlich, weich, steigt eine schöne
Venus aus dem Meer empor.

Sanfte Träume harren deiner,
die die Sehnsucht dir gebar,
deine Schmerzen werden kleiner,
deine Wünsche werden wahr.
Wild, in ankerlosen Räumen,
schwebst du glücksbeseelt dahin,
keine Lust willst du versäumen,
im taumeligen heißem Glüh´n.

Du ergierst dir zarte Glieder,
von dem Leib, der dich ergötzt;
gab er Nahrung immer wieder,
hungrig bliebst du doch zuletzt.
Berauscht warst du beim Taschen füllen
mit viel Geld und mit viel Gold,
und bliebst Bettler nach dem Wühlen,
weil du stets noch mehr gewollt.

Auch des Königs Herrscherkrone
trugst du stolz auf deinem Haupt,
bis du spürtest, dass am Throne
mit der Zeit die Macht zerstaubt.
Alles dies hast du gesichtet
durch die visionäre Wand,
während ruhig dein Schiff sich richtet
hin zum fernen Heimatland.

Plötzlich wächst in dir der Zweifel,
ein faustisches Dilemma droht:
Sollst du folgen deinem Teufel,
oder folgen deinem Gott?
Schmerzvoll, mit Gewissenskrämpfen,
rufst du in die Sternenhöhen:
„Lasst mich standhaft weiterkämpfen,
oder tapfer untergehen!“
****

(© Friedrich Graf)
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