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Gedichte über das Leben - Seite 3099


Die Ehrfurcht vor dem Unaussprechlichen

Der Apfel in meiner Hand
Nährt mich und wird ein Teil von mir.
Der Regen, der mein Gesicht berührt,
Das Meer, die Flüsse und die Seen,
Die Pflanzen, Tiere und ich: Wasser.
Die Luft, die ich atme,
Das Feuer, das mich wärmt.
Der Baum vor mir:
Ist Zeit, Licht, Wasser und Erde.
Die Erde war alles, wird alles, ist alles.
Der Baum, der im Herbst sein Laub verliert,
Der ganze Wald, die Tiere und wir Menschen,
Alles kam aus der Erde, hat sich aus ihr genährt,
Und alles kehrt wieder in sie zurück.

Alles ist miteinander verbunden.
Alles, das Viele, ist ein großes Ganzes.

Ich war Mensch, Tier und Baum,
Ein Berg und der weite Ozean.
Einmal hier, einmal dort,
Von allem schon ein Teil gewesen,
Von allem schon einen Teil genommen.

Ich war bereits unendlich viele Male alles und jeder
Und werde es noch unendlich viele Male sein.

Du bist ich,
Ich bin du,
Aber es gibt kein ich und du.

-

Es gibt keinen Anfang und es gibt kein Ende.
Alles ist endloses sich wandeln.
Nichts ist fest, nichts ist für immer.

Jeder Augenblick hat schon unendlich viele Male stattgefunden
Und wird noch unendlich viele Male wiederkehren,
In für uns unvorstellbaren gewaltigen Zeiträumen,
Immer und immer genau so,
Und dennoch bleibt alles einzigartig.
Alles bleibt gleich und doch ist nichts gleich,
Alles vergeht und kehrt doch wieder.

Die Sonne geht auf und unter und wieder auf,
Bis eines fernen Tages ihr Feuer erlöscht.
Das Leben, Imperien, Völker und Kulturen,
Die Jahreszeiten – alles blüht auf und vergeht.
Ja der Kosmos selbst wird einmal enden,
Und alles wird neu geboren werden.

Etwas kommt nicht aus dem Nichts,
Und Etwas verschwindet nicht im Nichts.
Alles war schon immer da,
Die Dinge wandeln sich nur in ihren Möglichkeiten,
Nichts jedoch verschwindet für immer.

-

Der Kopf muss schweigen und das Herz fühlen lassen.
Wir werden das große Ganze
Niemals wirklich ganz begreifen können.
Jeder Versuch wird scheitern:
Das Leben, Kosmos und Natur, der Ursprung,
Gott, Bewusstsein, Liebe oder Tod,
Bleiben letztlich nur ungreifbare Worte.
Das Unaussprechliche kann man nur erfahren,
Es aber niemals ganz erfassen.
- Dies ist die Ehrfurcht vor dem Unaussprechlichen. -
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Ein bisschen rot und ein bisschen grau

Wenn du Stimmen in der Leere hörst,
wenn du sie das erste Mal hörst und das letzte Mal spürst,
Wenn du dir selbst in die Augen schaust, in der Obsoleszenz deines Geistes, den du nie gekannt hast, kannst du immer noch wahrnehmen.
Klar und deutlich für einen Moment, dann undefiniert.
Der schüchterne Wahnsinn, den du dort gefunden hast, schien für einen Moment für immer zu verschwinden, und für einen Moment erschien er mit einer absoluten Existenz, und du wolltest ihn verstehen; wie ein Katatoniker, dessen Augen an den Lippen der Zeit klebten.
Kannst du Taubheit definieren?
Aber du konntest dir diese Leere in dir mit nichts anderem erklären.
Als du dich der Versuchung der Gleichgültigkeit hingabst, um die Müdigkeit des Denkens loszuwerden, wolltest du aufhören, die Leichen deiner Erinnerungen zu betrachten, die zwischen den Trümmern lagen, und das Blut des Hasses vergießen, den du im Blick deines Feindes sahst.
Und nun bist du hier.
Ein Nirgendwo, das angekommen ist.
Trocken und sinnlos, als enthielte es die ganze Sinnlosigkeit der Geschichte...

Keiner ist gegangen, und als es noch einen Schritt zu tun gab, ist keiner gegangen.
Das Fegefeuer ist ein Weg, auf dem Schritte gemacht werden, die das Ende nicht erreicht haben; der einzige vertraute Ort der eigenen Fremdheit.
Die Romantik der Asche heißt Leben.
Du bist das, was von dem Feuer übrig ist, das in dir brennt.
Ein bisschen rot und ein bisschen grau.

-Kasisyah Erkan Erarslan


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