Gedichte über Krankheit - Seite 77

Er war immer eine Größe,
kernig, stark und aufgeweckt;
ihn zu täuschen, war unmöglich –
man wär' mit ihm angeeckt.

Sein Gedächtnis war solide,
lückenlos und auch vergnügt;
er war niemand, der sich geistig
freiwillig 'nem andren fügt.

Irgendwann, da wurd es löchrig,
er vergaß so nach und nach
sich, sein Leben, seine Lieben –
heute liegt sein Leben brach.

Jetzt erkennt er - oh, wie traurig –
nicht mal seine Frau und 's Kind;
einstige Begebenheiten
lange schon vergessen sind.

©Norbert van Tiggelen 10/2016

Einst, leuchtete ihre Welt strahlend hell
sie strahlte vor Glück und war voller Hoffnung
ihre Welt zerbrach viel zu schnell
sie wurde von grausamer Dunkelheit umhüllt
nichts gab es mehr, das ihre innere Leere füllt

hat ihr Vertrauen in die falschen Hände gelegt,
hat zu den falschen Leuten Freundschaften gehegt
ihr wurde immer wieder ein Messer in den Rücken gestochen
musste für die Dinge bezahlen, die ihr habt verbrochen
ihre kleine Welt wurde erfüllt von Schmerz und Leid
habt euch immer übertroffen mit eurer Grausamkeit
wann kommt der Moment, in dem ihr mal nachdenkt?

Kennt ihr das Gefühl?
Diese Dunkelheit, diese Leere, die euch innerlich aufwühlen?
Diese Hoffnungslosigkeit und der Schmerz in der Brust?
Den Kampf, den ihr aufgebt,
dieser innerliche Verlust?
Ist sich niemand von euch dieses Schmerzes bewusst?

Wir sind für unsere Grausamkeit bekannt,
lernen nicht dazu und stellen uns immer ins rechte Licht
sind wir für immer dazu verdammt?
Machen immer dieselben Fehler
wollen uns unsere Schuld nicht eingestehen und werden sogar zu Verrätern
oder etwa nicht?

Ihre leere Hülle wandelt stets umher
ihr hört nicht auf, macht ihr Leben weiterhin schwer
hier gibt es nichts mehr, das sie noch hält,
es ist ausgerechnet diese Entscheidung, die ihr leichtfällt

still und heimlich verlässt sie diese Welt
ein Gedanke, der ihr sehr gut gefällt
sie ist bereit diesen Weg zu gehen,
breitet langsam ihre Flügel aus und lässt sich hinfort wehen


© Lily .N. Hope

Etwas in mir frisst sich nach innen
Verkleinert das Gewebe
Der Körper schwindet
Ich verliere die Rundungen
Meine Haut verliert an Straffheit 
Mein Gesicht bekommt Falten
 
Etwas in mir frisst sich nach innen
Zerstört meine Zellen und Organe
Vermindert die Körperfunktionen
Ich habe Verdauungsbeschwerden
Bin träge und verstimmt
Habe Schweissausbrüche
 
Etwas in mir frisst sich nach innen
Meine Kräfte schwinden
Langsam verfalle ich
Meine Augen bleiben trocken
Ich weiss nicht mehr
Wie Weinen geht


© René Oberholzer, 2017

Wunsch

©Hans Hartmut Karg
2017

Wenn Du unzufrieden bist,
kannst Du mit dem Schicksal hadern –
doch lasse mich bitte in Frieden!

Es ist schon schlimm,
wenn man geistmagernd leidet
und ständig andere belastet.

Selbst ein Herzleiden
mag ja dauerlastend sein,
das quält und schindet.

Doch hast Du schon einmal
nach Nächstenleiden nachgefragt,
Dich dafür intessiert?

Noch nie?
Wirklich nie?
Dann lass mich in Frieden!

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