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Gedichte über Krankheit - Seite 47


Die Ulme

Die Ulme, sie ist kraftvoll borkig,
mit gutem Holz, die Rinde furchig,
heilt uns're Haut und noch am Grab
steht sie als Engel dem, der starb

Sie schützt den Hof, sie ehrt den Held,
sie ist ein Baum, der wohl gefällt
und heilt den Durchfall und die Gicht
Sie ist ein Baum, der zu uns spricht

Er ist schon lange hochgeehrt,
doch leider heute so beschwert
mit einem Käfer, einem Pilz
und einem wuchernd schlimmen Filz

Der setzt sich in die Wasserbahnen
Man kann es auch bei sich erahnen,
dass solch ein hohes, lichtes Wesen
wird kaum je mehr davon genesen

Noch steht sie an so manchem Ort,
noch sehen wir sie hier und dort
Drum wollen wir sie auch bewahren,
sie pflanzen, hegen mit den Jahren


Die großen, prächtigen Ulmen gehören zu den schönsten Bäumen in Europa. Leider sind ihre Bestände durch das Ulmensterben stark bedroht. Seit 1920 ist die Ulme in mehreren Schüben von einer ostasiatischen Käfer-Pilzkrankheit befallen worden, so dass ihr Überleben in Mitteleuropa ernsthaft bedroht ist.
In der Mythologie wurden Mann und Frau aus Esche und Ulme erschaffen (Edda). Die Nymphen Griechenlands pflanzten für jeden gefallenen Helden eine Ulme. In den nordischen Ländern war sie ein wichtiger Schutzbaum der Höfe. Auf Friedhöfen wurden in Europa gerne Ulmen gepflanzt, deren Macht den friedvollen Übergang repräsentiert. In England waren Särge lange aus Ulmenholz. In der Medizin diente sie zur Heilung von Hautkrankheiten, aber auch inneren Beschwerden wie Durchfall, Rheuma und Gicht. Ihre Blätter sind essbar (im Salat z.B.).
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DIE LINDE

Die Mächtigen erkoren sich die Eiche,
Den Adler, Löwen noch dazu
Das Volk, das pflanzte eine Linde
Man traf sich dort und hatte Ruh

Man tanzte zu so manchen Festen
Ihr Dach beschirmte alle Leut‘
Der Duft erweckte ihre Herzen
Und Liebende hat sie erfreut

Es tagten dort die Dorfgerichte
Und man beriet sich gern bei ihr
Ein Lebensbaum war in der Mitte
War nicht die Gottheit mit ihr hier?

Den Kranken linderte sie Nöte
Den Traurigen stand sie zur Seit‘
Sie schützte Haus und Hof, Familie
Mit Einsamen war sie zu zweit


Anm.: Die Linde finden wir nicht mehr im Wald, sondern in Parks, an Straßenrändern, an Höfen, auf Dorfplätzen und Wiesen. Da sich das weiche Lindenholz zwar sehr gut zur Schnitzerei eignet, aber es keine guten Preise erzielte, wurden Linden in Wäldern nicht mehr gepflanzt. Dennoch nimmt sie bei den Menschen eine besondere Stellung ein. Schon in der Frühzeit umgaben die Kelten ihre Kultstätten mit Winterlinden, Sommerlinden waren dagegen die der Göttin Freya geweihten Einzelbäume. Was die Eiche an männlicher Symbolkraft verkörpert, zeigt die Linde auf der anderen Seite: sie steht für Weiblichkeit, Lieblichkeit, für Fruchtbarkeit, den Sommer, Frohsinn, Schönheit und Liebe. Bis hin zum Lind-wurm geht die Symbolik: Siegfried, der im Drachenblut badet, fällt ein Lindenblatt zwischen die Achseln und macht ihn wieder verwundbar. Bis heute findet man schöne alte Dorflinden, unter denen früher gefeiert und getanzt wurde. Sie waren Mittelpunkt der Dörfer und Städter, Inspiration für Dichter und Sänger. Auch die Gerichte und Ratsversammlungen fanden hier statt. Sie war der Baum der Zusammenkunft und des Austauschs von Nachrichten.
Die Sommerlinden können über tausend Jahre alt werden. Als Femelinden bezeichnet man ausgesprochene Gerichtsbäume. Sog. ‚Blutlinden‘ zeugen von ungerecht Verurteilten; nach Kriegen pflanzte man gerne ‚Friedenslinden‘. Noch heute sind viele Orte und Gaststätten, Familien- und Straßennamen nach ihr benannt. Ihr Tee hilft bei Fieber, Husten und Erkältungen, der Honig ist besonders fein im Geschmack. Der betörende Duft der Blüten lockt im Sommer die Insekten scharenweise an.
https://youtu.be/ksRSPMC6V24
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