Gedichte über Katastrophen (Seite 38)

Der Briefkasten platzt aus allen Nähten

Werbepost in Überflut,
tut nicht unbedingt der Kauflust gut,
denn Reklame die ich gar nicht brauch,
füllt den leeren Kasten auch.

Jeden Tag, was für ein Groll,
stopft man die Briefkästen randvoll,
mit Prospekten und auch Heften,
von unzähligen Verkaufsgeschäften.

Aldi, Norma, Lidl, Müller,
verweisen noch auf Tiefpreisknüller,
doch alle anderen drüber naus,
interessieren weder Mann noch Maus.

Was nicht rein passt fliegt daneben,
ein zweiter Stapel liegt im Haus,
den Rest verteilt der Wind im Regen,
so sieht Produkte-Werbung aus.

Kein Aprilscherz

Im April ist das Wetter wie Kraut und Rüben,
denke dabei gleich an die Politiker von drüben.
Nun ist auch noch die Großwetterlage schlecht,
warum ihr Politiker eure Versprechungen brecht.

An eurem miesen Gehalt kann es ja kaum liegen,
verdient doch schon mehr, wie Prinzen und Fliegen.
Wenn,s dem Esel zu gut geht, dann geht er auf,s Eis,
die Profis bestellen bei Amazon goldenes Sahneeis.

Übrigens auf Schlecht, Prinzen, Fliegen und Eis,
reimt sich in Deutschland brillant, gekrönter Scheiß.
Sollten wir nun wieder einführen die Monarchie,
all die weil sie voll versagt hat, die Demokra NIE.

Ernestine Freifrau von Mollwitz
mageba

Der Amazonas brennt

Affen die ums Leben rennen,
Vögel deren Federn brennen,
Spinnen, Raupen und auch Schlangen,
alle in dem Brand gefangen.
Komplette Arten werden sterben,
durch ländergroße Brandmalkerben.
Brasiliens Lunge schwarz vom Rauch
und die Seele dessen auch,
der all das zulässt, gar verspottet
und zusieht wie sein Land verrottet.

@zeilenkleister

Dieser Sommer [2023]

Dieser Sommer
er begab sich in eine Art Parallelwelt
und übte sichtbar hässliche Fratzen
riss alte Wunden trotzig wieder auf
knickte Knospen, Blüten und Früchte einfach ab
er war alles andere als romantisch
es war ihm freigestellt sich an Normen zu halten
er bediente sich der Häme und des Spotts
komplex, differenziert und ungemütlich

Dieser Sommer
verleugnete seinen wirklichen Ursprung
drohte mit Selbstjustiz und neuer Schreckensherrschaft
hämmerte seine lang angestaute Wut gegen das Dasein
verstiess gegen jede Regel und jedes Prinzip
er trank aus der Bleiche des Leichtentuchs
es war ihm erlaubt Krieg und Katastrophen zu schicken
er flutete das Land und predigte vom Feuergericht
gewaltig, unverhohlen und geradeaus

Dieser Sommer
er vollendete sein Werk und sah dass es gut war
als Antwort auf die Taten der Menschheit
dabei sprach und blickte er liebevoll auf uns
wie zu unbelehrbar ahnungslosen Kindern

© Marcel Strömer
[Magdeburg, den 03.08.2023]

Hochwasser

Heute in meinem Zimmer gibt es Hochwasser
Ist das Ende der Welt?
Nein, ich habe noch ein Zelt
Ich checke welt.de
sie ist leicht aufrufbar
Der Schnitzel ist soute!
Ich brauche einen Panzer
oder Mauser
Modell 98
Ich brauche dringend Hilfe
(Meine Gehilfe schläft schon)
deshalb schreie ich laut
so laut
dass meine Haut
ist rau
Ich will nicht allein sein
Aber ich muss darunter leiden
Ich will nicht Wera meiden

Gedichte über Katastrophen - Seite 38

Der Briefkasten platzt aus allen Nähten

Kein Aprilscherz

Der Amazonas brennt

Dieser Sommer [2023]

Hochwasser