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Gedichte über Jahreszeiten - Seite 226


Viel zu schnell vergeht ein Jahr

Der Januar, meist fad und kühl,
er bringt nur wenig Wohlgefühl.
Das Tageslicht, es hält nicht lang,
kein Vöglein singt mit schönem Klang.

Der Februar, er schlummert auch
im stillen, leisen Winterhauch.
Doch einer macht meist laut Krawall:
Es ist der liebe Karneval.

Der März lässt unsre Seelen träumen,
erste Knospen an den Bäumen.
Das Tageslicht lebt merklich länger,
es werden lauter, Gottes Sänger.

Der April - mal schön, mal schlecht -
macht es keinem wirklich recht.
Sonnenschein und Graupelschauer
bringen Freude als auch Trauer.

Der Mai ist eine wahre Wonne,
zeigt uns immer mehr die Sonne.
Angenehm die Temperaturen,
Lieblingssport sind Fahrradtouren.

Der Juni lässt den Sommer leben,
Schmetterlinge lieblich schweben.
Sonnenbad auf grünem Rasen,
Pollen kitzeln in den Nasen.

Der Juli bringt oft heiße Tage,
manchmal eine große Plage.
Des Baumes Tracht ist ausgereift,
man nach leichter Kleidung greift.

Der August, nicht minder kühl,
Luft wird stellenweise schwül.
Tageslicht verkürzt sich still,
manches Blatt zu Boden will.

Der September, je nachdem,
stürmisch und auch angenehm.
Sonnenlicht kriegt weiche Knie,
Schluss mit warmer Hierarchie.

Der Oktober bringt nicht leise
Ast und Laubwerk haufenweise.
Nächte werden langsam kalt,
Gott die Blätter rot bemalt.

Der November, bringt mit Lichtern
Glanz und Frohsinn in Gesichter.
Bäume sind jetzt schon fast kahl,
festes Schuhwerk - erste Wahl.

Im Dezember Flocken fallen,
Weihnachtslieder lieblich hallen.
Kaum zu glauben, aber wahr:
Viel zu schnell vergeht ein Jahr.

©Norbert van Tiggelen
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Frühjahrs-Graus

Der März schlägt aus, man sieht schon Sprossen,
zu lang der Winter uns verdrossen.
Die Vögel piepen bis zum Abend,
und Füchse, sich am Müllsack labend,
'ne heiße Füchsin suchen im Revier
zur Arterhaltung, so wie wir.

Der Jagdtrieb weckt nun auch die Katzen,
an denen Kater lüstern kratzen.
Die Mäuse wurden auch grad wach,
schon stellen ihnen Katzen nach:
Von früh bis spät sind auf der Hut
Familie Maus und ihre Brut.

Derweil der Maulwurf immer fleißig,
wirft Erd' auf Rasen, Beet und Reisig.
Natürlich sorgt er für Verdruß,
weil Papa wieder gärtnern muß.
Denn Mama mag es gar nicht leiden,
wenn Papa Arbeit will vermeiden.

Der März ist doch des Bauern Zeit,
wo dieser sich auf Aussaat freut.
Er zwar kein Rößlein mehr anspannt,
da er den Traktor einst erfand.
Das gilt für Vatern jedoch nicht,
weil dieser selbst im Erdreich mischt.

Hat nachher Blasen an der Hand
und kommt schnell zu Mama gerannt,
auf daß sie liebevoll ihn pflege.
Stattdessen bringt sie rasch die Säge,
weil an der schönen alten Linde
belästige Geäst die Rinde.

„Der Ast sollt' schon im Jänner weg.
Und bitte mach' mir keinen Dreck!‟
spricht Mama und ist schnell verschwunden –
ganz ungerührt von Papas Wunden.
Der knurrt und schnappt sich das Metall,
will bringen läst'gen Ast zu Fall.

Der fällt jedoch nicht gern allein –
auch Äste können listig sein:
Denn Vater mied den Weg zur Leiter,
weil Hocker nah – die Leiter weiter.
Ein alter Hochsitz aus 'ner Bar
müßt' standfest sein, das schien ihm klar!

Bestieg demnach den Tabouret
und tat dem armen Baume weh.
Er sägte das Gehölz entzwei,
alsbald erklang ein lauter Schrei.
Der Ast fiel ab zwar, aber locker
riß Säge er samt Paps vom Hocker.

Da liegen Säger nun und Säge,
der Hocker steht noch, aber schräge.
Der Ast ist weg, der Baum jetzt schmäler.
Das mit dem Hocker war ein Fehler –
Papa erkennt's und hört Gelache:
Es lacht der Baum – und das aus Rache.

Papa hofft nun auf Tee und Pflaster,
doch Muße sei Beginn der Laster –
so sieht es jedenfalls sein Weib:
Die Ruhe schlage auf den Leib.
Und Papas Bäuchlein, spottet sie,
verschwände ohne Arbeit nie.

So sorgt der März zwar für Entzücken,
doch hat er leider arge Tücken:
Denn wer am Garten sich erfreut,
hat dies zumeist schon früh bereut.
Weil, wer 'ne Frau bei sich zuhaus',
dem wird das Frühjahr schnell zum Graus.

Micha Schneider
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