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Gedichte über das Internet - Seite 26


Im Rampenlicht vor Gericht

Ich stehe im Rampenlicht
Doch leider auch vor Gericht
Nicht das der drei Gewalten
Denn diese gehören zu den Alten
Und wurden schon längst ersetzt
Durch das virtuell gesponnene Netz
Dies geschah schon vor geraumer Zeit
Seit das social media machte sich breit

Ich gebe zu Volksgericht gab es schon früher
Und so mancher Skandalaufrührer
Was auch manche Kräuterkundlerin mitbekam
Als man sie auf den Scheiterhaufen mitnahm
Aber damals war es lokaler
Heute ist es viel globaler
Früher zog man in eine andere Stadt
Hatte man die Anschuldigungen satt
Und konnte ein neues Leben beginnen
Heute würde es nichts mehr bringen
Kann man im Internet die Anklagen sehen
Außer man würde in autoritäre Staaten gehen
Aber geratest du dann in die Zensur
Fehlt dort von dir gleich jede Spur
Also ist das auch nicht wirklich das Wahre
Also was tun, damit ich meinen Ruf bewahre

Vielleicht sich von social media distanzieren
Und dort keine Aussagen mehr platzieren
Aber das ist leichter gesagt und gedacht
Denn in so mancher durchzechten Nacht
Spricht man lallend und ein wenig verrückt
Da wird schon mal schnell das Handy gezückt
und ein Film gemacht und hochgeladen
Und die Leute können dich dann jagen

Überall wird künstlich echauffiert
Du wirst als Hassobjekt zentriert
Und egal, was du nachher tust
Die Leute empfinden eine Lust
Auch jedes andere Handeln zu verurteilen
Ist es auch nur das Haltestellenverweilen
Denn sie sind ohne Fehl und Tadel
Ein wahrlich von gottgesandter Adel

Wenn du dich doch einmal wehrst
Und den Spieß einmal umkehrst
Davon ist leider abzuraten
Nimm gleich einen Spaten
Und schaufel dir dein eigenes Grab
Denn sie geben sich dann als Opfer ab
Und sprechen von verletzten Gefühlen
Dabei ist bei den meisten, na ja vielen
So ein empfinden nicht vorhanden

Du wirst auch keinen Erfolg landen
Wenn du sachlich argumentierst
Weil du gleich darauf verlierst
Sie rutschen schnell ins Emotionale ab
Und nehme deine Worte als Papperlapapp
Wenn sie überhaupt darauf eingehen
Meistens lassen sie deine Worte stehen
beleidigen, beschuldigen oder heulen rum
irgendwann wird es dir daraufhin zu dumm
und beendest diese festsitzenden Sachen
wie es die vernünftigen Menschen machen
Die anderen interpretieren jedoch hinein
Einen Sieg und trinken des Siegeswein

Wann kommt die Moral im Gedicht?
Die gibt es leider diesmal nicht
Sonst stünde ich nicht im Rampenlicht
Und vor dem social media Gericht
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