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Gedichte über Humor - Seite 190


Das Aufsatzgedicht

In der Schule, möchte ich berichten,
schreibt als Aufsatz man Geschichten.
Meist nach der langen Ferienzeit
ist das schönste Erlebnis so weit.
Da wird geschwindelt und gelogen,
so mancher Stab zur Spirale gebogen.
Nur das was uns wichtig geblieben
wird geflissentlich verschwiegen.

Unser Lehrer war auch mal jung
und schwelgte in der Erinnerung.
Deshalb verlangte er als Ferienbericht
ein schönes lyrisches Aufsatzgedicht.
Der Duden enthalte so viele Worte,
die jeder nutzen dürfe hier am Orte.
Die Ferien dauerten mindestens 6 Wochen,
da müsse doch unsere Seele überkochen.

Jedem legte er zwei Bogen Papier vor
und 2 Bleistifte von KOH-I-NOR.
Egal, ob in Hose oder Kleid
jeder künftige Poet hatte zwei Stunden Zeit.
Die Stechuhr lief Tick, Tack, Tick, Tack
doch die Gedanken im Zick-Zack.
Welches Thema man nur nähme,
damit man später sich nicht schäme.

Die Jungen erst am Bleistift kauten
und sich dann an erste Zeilen trauten.
Die Mädels mussten leise tuscheln
und erinnerten sich an Kuscheln.
Als der Lehrer in die Runde sah,
war jedem Schüler eine Geschichte nah.
Doch selbst der längste Bericht
ist noch lange kein Gedicht.

Man hörte viele Lippen reimen
und dazu neue Worte keimen.
Was reimt sich auf Dampferfahrt,
der Lehrer griff sich an den Bart.
Überhaupt die vielen Urlaubsorte,
und im Duden keine passenden Worte.
Es half beim Nachbarn kein Betteln
und kein heimlicher Tausch von Zetteln.

Die Bleistifte glühten um die Wette
und keiner musste auf die Toilette.
Doch plötzlich hieß es ohne Geschrei:
„Bleistifte weg, es ist vorbei!“
Die Blätter wurden eingesammelt,
vom Lehrer im Safe verrammelt.
Schließlich sind Originale dies
der künftigen Dichtergenies.

Nach einer Lesezeit von über 2 Wochen
hat der Lehrer mit uns darüber gesprochen.
Er lobte und kritisierte, gab manchen Rat,
und nur gute Zensuren, in der Tat.
Die Originale werden bei der Bank aufbewahrt
und erst geholt vor der Klassentreffenfahrt.
Darum werden wir erst in 10 Jahren
den Wert unserer Kunstwerke erfahren.

04.10.2015 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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Die Wahrsagerin

Da saß die gute Dame,
in ihrer Jahrmarktsbude;
und hat mir weis gesagt.

Da sprach nun jene Gute:
"Ich solle mich bedenken.
Es lauert die Gefahr.

Es könnte wohl geschehen,
das mich ein Unheil träfe,
von einem schwarzem Schaf."

Ich tat mich kurz besinnen.
Nahm vom Tisch, mir etwas Salz;
und warf es hinter mich.

Gleich darauf tat's einen Knall;
und ich vernahm ein Stöhnen.
Das bisschen Salz, das half.

Es war ihr Lohnbuchhalter.
Doch das fällt nicht ins Gewicht.
Denn mir passierte nichts.

Orakelnd ging es weiter.
Die Stimme schien mir brüchig;
und auch etwas heißer.

Ich soll auch darauf achten,
vor all den schwarzen Katzen,
die schon vom Teufel stammt.

Da nahm ich die Glaskugel
und schmisse sie in Scherben;
und lächelte versöhnt.

Jetzt trat ein, ein Zottelbär,
der gleich in die Scherben lief;
und laut höllisch raunzte.

Es war ihr Ehegatte.
Doch das fällt nicht ins Gewicht.
Denn mir passierte nichts.

Die Dame konnte keifen,
das ich schon tanzen musste;
und stampfte lustig mit.

Dann gab es ein Gefuchtel,
ein Zauberspruch mit Händen,
das mir Bange wurde.

Ich nahm dann ihren Spiegel,
hielt ihn zitternd in das Licht;
und hab nicht viel gewusst.

Das Licht, das tat sie blenden;
und schweigend fiel sie nieder,
in den Holzwaschzuber.

Ich hab mich tief erschrocken.
Seifig, glattes Wasser lief.
Das hat bös gerochen.

Dann sah ich ihre Streifen,
am Bein, wie Jahresringe,
Ich zahlte und ich ging.

Sie war wohl eine Hexe.
Doch das fällt nicht ins Gewicht.
Denn mir passierte nichts.
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