Die Wahrsagerin

Ein Gedicht von Torsten Hildebrand
Da saß die gute Dame,
in ihrer Jahrmarktsbude;
und hat mir weis gesagt.

Da sprach nun jene Gute:
"Ich solle mich bedenken.
Es lauert die Gefahr.

Es könnte wohl geschehen,
das mich ein Unheil träfe,
von einem schwarzem Schaf."

Ich tat mich kurz besinnen.
Nahm vom Tisch, mir etwas Salz;
und warf es hinter mich.

Gleich darauf tat's einen Knall;
und ich vernahm ein Stöhnen.
Das bisschen Salz, das half.

Es war ihr Lohnbuchhalter.
Doch das fällt nicht ins Gewicht.
Denn mir passierte nichts.

Orakelnd ging es weiter.
Die Stimme schien mir brüchig;
und auch etwas heißer.

Ich soll auch darauf achten,
vor all den schwarzen Katzen,
die schon vom Teufel stammt.

Da nahm ich die Glaskugel
und schmisse sie in Scherben;
und lächelte versöhnt.

Jetzt trat ein, ein Zottelbär,
der gleich in die Scherben lief;
und laut höllisch raunzte.

Es war ihr Ehegatte.
Doch das fällt nicht ins Gewicht.
Denn mir passierte nichts.

Die Dame konnte keifen,
das ich schon tanzen musste;
und stampfte lustig mit.

Dann gab es ein Gefuchtel,
ein Zauberspruch mit Händen,
das mir Bange wurde.

Ich nahm dann ihren Spiegel,
hielt ihn zitternd in das Licht;
und hab nicht viel gewusst.

Das Licht, das tat sie blenden;
und schweigend fiel sie nieder,
in den Holzwaschzuber.

Ich hab mich tief erschrocken.
Seifig, glattes Wasser lief.
Das hat bös gerochen.

Dann sah ich ihre Streifen,
am Bein, wie Jahresringe,
Ich zahlte und ich ging.

Sie war wohl eine Hexe.
Doch das fällt nicht ins Gewicht.
Denn mir passierte nichts.

Informationen zum Gedicht: Die Wahrsagerin

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02.11.2015
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Torsten Hildebrand) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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