Sortieren nach:

Gedichte über Hochzeit - Seite 7


Anzeige


5 x 6 = ?

Vielleicht noch fünf mal Sex im Jahr,
ist das nicht wirklich sonderbar?
Gut, jedermann weiß mit der Zeit
weicht Liebeslust dem Alltags-Leid.

Gelegenheiten werden rar,
wegen der lieben Kinderschar
und was damals als Schönstes galt,
wird ihr zur Pflichterfüllung bald.

Sollte es sich mal ergeben
sich der Wollust hinzugeben,
weil's grad' der Alltagstrott erlaubt,
wird sofort wild geliebt! - Wer's glaubt?!

Auf Knopfdruck funktioniert das nicht!
Spontanität wie weggewischt,
lieber mal Füße hochlegen
als sich der Lust hinzugeben.

Verschwunden ist die früh're Lust,
verschüttet unter Alltagsfrust,
vergessen ist die Leichtigkeit,
Kleinigkeiten führen zum Streit.

Der Mann fühlt sich gleich abgelehnt,
weil sie ihn müde nur angähnt,
denn er ist allzeit stets bereit,
fast süchtig nach der Zweisamkeit.

Für sie ist's schön, keine Frage,
doch nicht während ihrer Tage.
Auch dann nicht wenn der Kopf grad' pocht,
wird eben mal schnell "eingelocht".

Das geht nur wenn die Stimmung stimmt,
wenn er sie zart zur Seite nimmt,
ins Zimmer führt mit Kerzenschein,
natürlich muss es sauber sein.

Doch das Zuhause ist belebt,
'ne Kinderhand am Kühlschrank klebt,
hoffentlich aus Schokolade
oder dunkler Marmelade...

Überall herrscht das Chaos pur,
von Ordnung leider keine Spur,
keine Chance mal nebenher
aufzuräumen für guten Flair.

Obwohl sich beide noch lieben,
wurde die Liebe vertrieben,
jeder tut's Beste was er kann,
halt sie als Frau und er als Mann.

Er würde gern, darf aber nicht.
Sie kann nicht ohne Kerzenlicht.
Er denkt sie würde ihn hassen.
Sie fühlt sich allein gelassen.

So findet er Bestätigung,
bei 'ner anderen, schön und jung.
Die Stimmung passt bei ihrem Chef,
Romantik pur bei jedem Treff.

Halten beide doch zusammen,
schützen sich vor Liebesflammen,
die von "außen" lodernd locken,
bleibt er traurig und sie trocken.

Sind dann die Kinder aus dem Haus
- so sieht der beiden Hoffnung aus -
wird aufgeräumt und Zeit gibt's viel,
für's lang vermisste Liebespiel...

...wenn dann sein bestes Stück noch kann,
er noch attraktiv ist als Mann,
und die Gesundheit es zulässt,
dann wird's Leben wieder ein Fest.

Fünf mal sechs ist dreißig, na klar,
ab jetzt geht's Berg ab Jahr für Jahr.
außer ihr habt für euch erkannt,
das Zweisamkeit stärkt und entspannt.

Thomas
... hier klicken um den ganzen Text anzuzeigen


König Drosselbart

So eingebildet war sie, stolz und schön
Und fragte wer: "magst mit mir geh'n?"
Prinzessin wies ihn sogleich ab
und spottete - das nicht zu knapp!

Der eine war ihr viel zu dick:
"Du Weinfass geh mir aus dem Blick!"
Ein and'rer war ihr viel zu lang:
"So lang und schwank hat keinen Gang!"

Da kam ein Mann mit hohem Sinn,
ein König, bärtig, spitz das Kinn,
der liebte sie und sprach ganz zart -
Sie höhnte: „König Drosselbart!“

Ihr Vater war nun voller Grimm:
„Genug gespottet! Ich bestimm:
der nächste Bettler, der da kommt,
wird nun dein Mann, ganz prompt!“

Gesagt, getan. Ein Spielmann kam,
der sie sogleich zur Gattin nahm
Zu Fuß zog sie mit ihm durchs Land
gehüllt in Lumpen und in Schand'

Wohin sie kam, tönte es gleich:
„Das hier ist Drosselbartes Reich!"
"Ach hätt' ich nur den Mann genommen!
Ich werd' ihn nicht zurückbekommen!"

Sie zog zum Mann ins kleine Haus
Die Hausarbeit war ihr ein Graus
Er gab ihr Töpfe für den Markt,
die bot sie feil, verdiente karg

Da galoppierte ein Husar,
betrunken, wie er nun mal war,
ritt gradewegs durch ihr Geschirr,
Sie weinte laut und wurd' fast irr

Ihr Mann entschied: „Geh hin zum Koch!
Im Schloss gibt's Arbeit immer noch
Der König feiert da ein Fest,
zu dem er ganz fein kochen lässt!“

Am großen Tag stand sie versonnen
Ihr Stolz war weg, ihr Glück zerronnen
Der König, ganz in Samt und Seide,
kam auf sie zu in ihrem Leide

und sprach ganz freundlich: "Fürcht' dich nicht!
Ich bin es doch, der zu dir spricht!
Ich war der Spielmann, der Husar,
der Mann, der immer bei dir war!

Ich wollte deinen Sinn umkehren
und dich gewinnen, dich was lehren
Ich hab dich so geliebt, verehrt:
war das denn falsch, war es verkehrt?"

Da weinte sie und sprach: es stimmt!
"Verzeiht mir, König, ich war blind!"
Der sprach: "Vorbei ist nun die böse Zeit!
Nun wird gefeiert: die Hochzeit!"

Nach Brüder Grimm, KHM 52
... hier klicken um den ganzen Text anzuzeigen


Anzeige