Gedichte über Genuss - Seite 47

Im alten Biergarten

Hoch über der Stadt
Sitzen wir unter hohen, uralten Bäumen
Im Sommergrün, das glatt
Die Worte trägt zum Schatten hin mit Träumen.

Murmelnde Ruhe liegt hier im Freien,
Obwohl die vielen Gäste im Außenbereich da.
Es gibt dort keinen Lärm, kein Schreien,
Nur das Vogelgezwitscher hört man ganz nah.

Dann endlich kommt dampfend unser Essen,
Die Lust daran packt Dich und mich.
Hungrig sind wir zwar noch nicht gewesen –
Und doch ist jetzt jeder so ganz bei sich.

Auch Hühner kommen zu den Tischen gelaufen,
Betteln mir etwas ab von meiner feinen Speise,
Gehen dann weiter, um vom Wasser zu saufen,
Dann zum nächsten Tisch auf ihrer Bettelreise.

Es ist so wunderherrlich hier, kühlende Lüfte
Strömen unter Bäumen in die alten Lungen.
Da animiert der Wein, verströmt seine Düfte
Und wir netzen unsere feinen Genießerzungen.


©Hans Hartmut Karg
2023

*

34°C in der Sonne,
kein Wasser mehr in der Tonne,
Der Boden staub trocken und hart,
Die Pflanzen trotzdem ganz smart.

Die ersten Beeren sind genascht,
ohne vorher durch den Abwasch,
gleich so vom Strauch,
gelandet in meinem Bauch.
Das Gras schon mehrfach mit der Schere und Messer geschnitten,
mit den Knien über den Boden geglitten.
Gras und Unkraut gut abgemessen,
von den Meerschweinchen täglich gefressen.

Beetbegrenzungen nun ordentlich in den Boden eingelassen,
damit ich die Kante besser kann erfassen,
Beete mit Markierungslinien versetzt,
damit ich weiß wo das wichtige ausgesäte wächst.

Ein Punkt vom Vorbesitzer muss noch weichen,
Der wuchernde Efeu irgendwie rausreißen.
Wahrscheinlich wird erstmal alles kurz und klein geschnitten,
und danach mit Axt und Spaten den Kampf bestritten.

Wenn das endlich geschafft,
wird sich nochmal aufgerafft,
Den Kompost auszudünnen,
und die Feuertonne anzuzünden.

Der Gartenschlauch lässt das Feuer wieder abkühlen,
Meine Pflanzen weiter Aufblühen.
Schön wenn es wächst und gedeiht,
das meiner Arbeit einen schönen Gedanken verleiht.

Auf der Festwiese

Wie jedes Jahr gibt es das Zelt, den Biergarten,
Zugeparkt sind mittags schon alle Parkplätze.
An Würstchenständen muss man lange warten,
Bevor man zum Tisch trägt die duftenden Schätze.

Gleich bringt ein Kellner die frische Maß dazu,
Gesellig sitzen die Freunde zusammen:
Man plaudert, lacht und isst mit viel Ruh'
GebrateneRippchen, die von Schweinen stammen.

Wenn man dann heimgeht, kommt erst der Durst,
Selbst klares Wasser kann ihn kaum mehr stillen:
Das viele Phosphat in Fleisch und Bartwurst
Lässt uns mit Verdurstenden doch sehr mitfühlen.

Natürlich bindet Phosphat sehr viel Wasser
Und steigert so den Profit. Aber muss das denn sein?
Werden manche so icht zum Verzehrhasser,
Wenn der Durst schlägt bei ihnen so brutal ein?

Kann man nicht wie früher Bratwürste essen,
Die ohne solch dursttreibende Substanzen?
Muss man denn so sehr die Kehlen stressen,
So dass echter Genuss am Ende ohne Chancen?


©Hans Hartmut Karg
2023

*

Was ist das ein seltsames Tier!
W i r haben an Gliedmaßen vier,
doch Schlangen haben weder Beine, Hände
und sind doch blitzschnell und behende

Sie gleiten, winden sich, klettern auf Bäume,
bewohnen Savannen, Wüsten, gar Träume
Sie sonnen sich gern und haben Verstecke
in Höhlen und Haufen, im Wald, in der Hecke

Ja selbst in den Meeren kann man sie finden,
im hohen Gebirge, in sumpfigen Gründen
Sie schmecken die Luft und alle Gerüche,
sind scheu bei Gefahr oder setzen die Stiche

Bei Wärme sind sie bester Stimmung,
spüren am Boden die leiseste Schwingung
Sie wachsen beständig und müssen sich häuten,
ihr schuppiges Kleid kann mancher erbeuten

Eins mit dem Leben und Mutter Erde
faszinieren sie Menschen, ängstigen Pferde
Ruhe und Schnelligkeit zeichnen sie aus
Sei ihre Freundin, nicht ihre Maus!