Sortieren nach:

Gedichte über Genuss - Seite 21


Anzeige


Der Weinselige

Der Weinselige

Alle Welt kannte ihn als den frohen Mann,
Der so gastfreundlich zu jedermann,
Mit dem man immer trinken kann:
Humor brach sich bei ihm die freie Bahn.

Charmant konnte er Witze reißen,
Ich habe ihn dafür gerne gemocht,
Weil dabei unsere Fantasien reisen –
Auf Rechthaben hat niemals er gepocht.

Nicht alle, die so zu ihm kamen,
Waren ihm aber wohl gesonnen,
Denn Neid sprengt oft sozialen Rahmen,
Den eigentlich das gute Herz gewonnen.

Mein Freund war immer in Person
Die Fröhlichkeit zu allen Zeiten.
Wenn ich ihn traf, war das mein Lohn
Für Schönes, denn er konnt' nicht streiten.

Wenn wir uns sonntags bei ihm trafen,
Stand er frisiert und aufgeräumt
Mit den kristall'nen Weinkaraffen –
Weil er so gern vom Weine träumt'!

Doch als im Alter wir beisammen,
Gestand er mir sein Grundproblem:
Die Vorurteile, diese stammen
Aus Jungjahren, nicht wahr, nicht schön.

Er wollte fröhlich nur und witzig sein,
Doch viele sahen ihn allein als Trinker.
Gar mancher trank gern seinen teuren Wein,
Doch hinterher war er nichts als ein Stinker.

Und immer war mein Freund Gastgeber,
Kredenzte nur den besten Wein.
Doch plötzlich machte schlapp die Leber,
So musst' er künftig vorsichtiger sein.

Das half ihm dennoch leider wenig,
Man sah in ihm nichts, als den Säufer.
Er drehte niemals um den Pfennig,
Doch Vorurteil' sind leider Endlosläufer.

Damit er nicht mehr trinken musste,
Verriet er mir nun seinen Trick:
Weil er jetzt um sein Fremdbild wusste,
Nahm er die Nassauer genau in seinen Blick.

Die konnte er gezielt verjagen,
Denen goss ein er Billigwein
In ihre Gläser, um zu sagen:
„Lasst mich, den Säufer, doch allein!“


©Hans Hartmut Karg
2018

*
... hier klicken um den ganzen Text anzuzeigen


Die Geburtstagsfeier

Ach war das eine schöne Feier,
die Geburtstagsfete von Opa Meyer.
Schon am Nachmittag jeder düste
mobil zu der Oase in der Wüste.
Doch halt, eine ist sogar her geflogen
und der Letzte kam mit Seesack gezogen.

Und alle haben wie verrückt
Opa Meyer geküsst und gedrückt.
Schließlich waren es Enkel und Söhne
und jeder staunte „Haste Töne?“
Gartenfreunde, Nachbarn, Kollegen,
alle kamen doch nur seinetwegen.

Wir gratulierten schnell und sangen,
um an die Getränke zu gelangen.
Geschenke und Blumen waren aufgebaut
und allmählich wurde es sehr laut.
Als die Begrüßung samt Sekt gewesen,
wurden die Geburtstagskarten verlesen.

Die lobenswerte Bedienung wollte Kenntnis haben,
womit wir unseren Hunger laben.
A la Carte war diesmal angesagt,
trotzdem wurde nach Extras gefragt.
Für alle war es doch das Beste,
dadurch blieben keine Reste.

Während die Bestellung lief,
alles nach Getränken rief.
Die Bedienung war sehr rasch,
dadurch wurde das Bier nicht lasch.
Die Kinder tranken mit dem Halm,
die Raucher machten draußen Qualm.

Eltern, Ärzte, Nachbarn, Schwestern,
über alles konnte man lästern.
Man hörte manches über Ex,
die Teenies sprachen über Sex.
Hanna baute die Spiele auf,
samt Monopoly mit Straßenkauf.

Franklin und Ole an Umleitungen spielten,
Dorchen und Anni alles im Blick behielten.
Die zwei ältesten weiblichen Rentner-Rosen
kommentierten alle leiblichen Rednerposen.
Charlyn wurde von Mara chinesisch beschenkt
Jacobus und Mara einigten sich, wer heimwärts lenkt.

Genug gegessen, getrunken, geredet, gelacht,
die letzte Flasche wurde Dank sagend leer gemacht.
Beim Klang der Mitternachts-Geister-Glocken
machten sich dann alle auf die Socken.
Das teuerste die Rechnung war,
doch darüber schweigt der Jubilar.

02.09.2018 © W.R.Guthmann
... hier klicken um den ganzen Text anzuzeigen


Anzeige