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Gedichte über Gemeines - Seite 64


Arzt Irrtum

Im Urlaub war ich in den Bergen,
bei den Holzmanneln und den Zwergen.
Ich lief dabei im Wanderschritt,
wenn alles sang, dann sang ich mit.
Doch eines Tages, ich lief schon bergab,
da wurde mir die Luft zu knapp.
Ich setzte mich ganz gerne,
doch da sah ich auch schon Sterne.

Lange und tief holte ich Luft,
den weltberühmten Rennsteigduft.
Der Wanderpass ward nicht markiert,
dafür bin ich ins Quartier marschiert.
Am nächsten Tag, es war erst sieben,
hat mich die Angst zum Arzt getrieben.
Ich wollte übers Herz nicht jammern,
nur über seine Klappen und Kammern.

Da der Ort mir fremd und unbekannt,
das Ärztehaus ich sehr spät fand.
Vor der Tür ist viel Tumult gewesen,
ich konnte den Anschlag nicht lesen.
Der erste Kittel, den ich fragte,
mir irgendwas von Frühstück sagte.
Und ach, im Zimmer Zehn
würde seine Kollegin steh’ n.

Eine Frau ist mir sympathisch,
denn die sind meist diplomatisch.
Ich klopfe an, es ruft „Herein!“,
ich öffne schnell und trete ein.
Die Dame schaut mich verwundert an,
als sähe sie noch nie nen Mann.
Ich grüßte freundlich und wurde perplex,
denn sie fragte sofort „Was ist mit Sex?“

„Damit der Mann sein Männchen baut,
wird immer sehr viel Blut gestaut,
Doch werden sie jetzt einmal munter
und lassen sie die Hosen runter.
Packen sie ihr bestes Stück
und ziehen sie ihm die Haut zurück.
Sehen sie, das Blut es quillt
und nun jeder Körper schwillt.

Ich bin zwar nicht prüde, an und für sich,
aber hier, hier schämte ich mich.
Frau Doktor griff zum Beistellwagen
wo viele Instrumente lagen.
Sie nahm ein Büchschen Vitamin,
so glaubte ich, denn es war grün.
Mit einem Pinsel sie dann strich
meinen Freund ganz ordentlich.

„Ihr Blut wird kreisen, das Herze schlagen,
wie in des Sturm und Dranges Tagen.“ .
Eingepackt und wieder angezogen
bin ich zur Tür hinaus gezogen.
Das Blut schien doch bereits zu rennen,
denn das Mittel begann zu brennen.
Mit Müh und Not ging‘s ins Quartier,
das Mittel juckte furchtbar mir.

Im Badezimmer in der Wanne
besah ich mir das Ding vom Manne.
Unter der Haut recht dick im Pack
war getrocknet der grüne Lack.
Eine Schicht, wie ein Kondom
glänzte vorne auf dem Gnom.
Auf der Anschlagtafel las ich später dann,
Im Ärztehaus regiert der Malersmann.

26.08.2017 © W.R.Guthmann
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Einsicht

Es ist schon wieder `mal soweit:
Die Frau entnervt nach Urlaub schreit.
Das Dumme jedoch ist dabei,
die Firma gibt dich noch nicht frei.

Erst gilt es ohne Gegenfragen
einen Auftrag abzutragen.
Dein Weib schluckt tapfer diesen Schreck - -
und fliegt mit - - - Freundin Lea weg.

Nach zwei harten Arbeitswochen
bist du entschlackt bis auf die Knochen
vom vielen Mager- Haferschleim,
doch endlich kommt dein Schätzchen heim.

Du fährst zum Airport, bleibst geduldig,
als Ehemann ist man das schuldig,
um deine Frau auf leisen Sohlen
vom Türkei-Urlaub abzuholen.

Der Flug war pünktlich; kurz nach Zehn
siehst du dein Herzchen abseits steh`n,
wie es küssend, liebestrunken
war in einem Mann versunken.

Augenblicklich wird dir klar,
dass dieser Kerl nicht Lea war.
Das kam nicht durch Geschlechtsumwandlung:
Das war Ergebnis falscher Handlung!

Statt Lea wie `s vereinbart war,
erkanntest du nun Leo klar.
Und Leo ist, man ahnt es schon,
vom alten Chef der junge Sohn.

Sofort fühlst du dich als erzürnter
Schmach beladener Gehörnter.
Doch wie verletzter Stolz es will,
kocht nur dein Herz, dein Mund bleibt still.

Dein Weltenbild fängt an zu schwanken,
es wirbeln tausende Gedanken,
die schließlich in Erkenntnis enden:
Lass dich vom Treueschwur nicht blenden.

Und wenn der Chef mal wieder spricht:
“Urlaub? Jetzt? – Das geht noch nicht!“ …
Dann bleibe stur, sei hart und schlau –
und folg` dem Ratschlag deiner Frau.

Statt dich beruflich zu verschleißen,
wär`s besser mit ihr zu verreisen!


(© Friedrich Graf)
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Der Angeber

Von manchen Leuten kann man lesen,
sie wär`n schon überall gewesen,
hätten die ganze Welt bereist,
oder behaupten das ganz dreist.

Du lobst Juist, den Strand, die Wellen,
er erzählt von den Seychellen,
wie warm und klar das Wasser sei,
sechs Wochen war`n im Flug vorbei.

Du sprichst von Bayerns hohen Gipfeln,
von schönen Tälern, grünen Wipfeln.
"Weißt du denn, wo ich schon war?
Ein halbes Jahr Himalaya."

So kam es mitleidig herüber,
vom vielgereisten Gegenüber.
"Den Everest hab ich gemacht,
das hättest du wohl nicht gedacht."

Langsam wird es dir zu bunt
und haust raus ein richt`ges Pfund.
Du erzählst leicht irritiert,
den "Jacobsweg" wärst du marschiert.

Du glaubst, das wäre nicht zu toppen,
der Angeber ist nicht zu stoppen.
"Vor Jahren lief ich, du darfst raten,
von Ost nach West, quer durch die Staaten".

Nun fängst du mit Segeln an,
weil du meinst, dass er`s nicht kann.
"Ich segelte zu den Lofoten,
heil blieb der Mast und auch die Schoten."

"So was macht mir auch viel Spaß,
der Pazifik war mein Maß.
Allein hab ich ihn überquert
und blieb gänzlich unversehrt."

Du kochst vor Wut, willst es nicht zeigen,
jetzt willst du mal übertreiben.
"Eine Kreuzfahrt, die war schön,
die ganze Welt hab ich gesehn."

Für `nen Augenblick war er perplex,
doch dann kam er, der Reflex.
"Auch ich war drauf auf diesem Kahn,
kann es sein, dass wir uns sahn?"

Der Ärger war noch nicht verflogen,
mit Sicherheit hat er gelogen.
Du triffst `nen Freund, der plaudert aus,
der Mensch war aus der Stadt nie raus.
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