Sortieren nach:

Gedichte über Gemeines - Seite 375


Anzeige


Der Tresor im Sarg

Ich bin ein Geizhals im ersten Rang,
deshalb wird mir vorm Tod so bang.
Was wird dann mit meinem Geld,
bin ich nicht mehr auf dieser Welt?
Der Pfarrer den ich erst gefragt,
hat dabei zu mir gesagt:
Wir stehen nicht mit leeren Händen,
doch können sie es ruhig spenden.

Der Bürgermeister meinte dagegen,
mit Geld könnte man viel bewegen,
doch kriegt man es nicht zu fassen,
lagert es in schwarzen Kassen.
Ich rief bei einer Spendenstelle an,
jetzt stehen fremde Leute ihren Mann.
Dazu die Trinker, Fixer, Asylanten,
die das Geld von früher kannten.

Beim Spaziergang im Friedhofspark
dachte ich neulich an meinen Sarg.
Wenn man dort, wo keiner schaute,
einfach den gefüllten Tresor einbaute.
Ich würde nicht mit leeren Händen
irgendwo im Himmel enden.
So wie man auf Erden handelt,
man bestimmt auf Wolken wandelt.

Kränkelnd ging ich erst zur Pietät,
sagte nur, es ist noch nicht zu spät.
Fährt man den Sarg im schnellen Lauf,
fällt das Übergewicht bestimmt nicht auf.
Bestellt, geliefert, der Safe war fein,
ihn baute gleich ein Fachmann ein.
Dann stand alles stets griffbereit,
hinter der Haustür die letzte Zeit.
Bis zu jenem unheilvollen Tag,
als das Unwetter am Himmel lag.
Es goss 2 Tage in Strömen
zwischen Brandenburg und Böhmen.

Am dritten Tag Hochwasser kam
und meinen Sarg samt Safe mitnahm.
Ich hatte oben trocken in der Nacht
gar nicht mehr an ihn gedacht.

In der Zeitung konnt ich später lesen,
ein Sarg sei an der Elbemündung gewesen.
Ein Zeuge es nur seltsam fand,
dass die Kiste hochkant stand.

19.01.2019 © Wolf-Rüdiger Guthmann
... hier klicken um den ganzen Text anzuzeigen


Stänkerer

Stänkerer

Stänkerer sind üble Leute,
Mitmenschen sind für sie nur Beute,
Die sie immer mal verkloppen
Und mit andern gerne mobben.

Sie geben sich meist als gekränkt,
Die Krokotränen – sind geschenkt!
Denn sie allein wollen ja kränken
Und im Netze gerne henken.

Ein Stänkerer ist überzeugt,
Dass sich das Recht zu ihm hinbeugt:
Allein den eig'nen Weltkreissinn
Reicht er als einz'ge Wahrheit hin.

Der Stänkerer ist ein Kotzbrocken,
Will andere zum Stänkern locken.
Es geht ihm dabei auch um Dich –
Will Böses er! – Er sieht nur sich!

Ein Stänkerer ist oft ein Mann,
Der für sein Stänkern wenig kann:
Armselig halt, kindheitsbelastet
Ist er, wodurch er oft ausrastet.

Vielleicht wurd' er zu heiß gebadet,
Das hat seinem Wesen geschadet.
Darunter muss die Welt nun leiden,
Denn er kann sich niemals bescheiden.

Zuwendung war oft nicht präsent,
Wo jemand nur die Härte kennt,
Mit der muss er zurück nun schlagen,
„Verzeihung“ kann er ja nicht sagen!

Der Stänkerer ist schon der Mann,
Der alles weiß und wenig kann.
Er gibt sich als der große Herr:
Gott weiß ja alles – er weiß mehr!

So glaubt er doch wichtig zu sein,
Haut ins Kontor brutal hinein.
Dabei ist er nirgends gefragt,
Was dann an seinem Ego nagt.

Ein Stänkerer, der bringt hienieden
Nur Zoff und immer den Unfrieden.
Er glaubt, er sei d a s Weltgenie
Und Gnade kennt der Raser nie.

Deshalb, o Freund, bleib' auf der Hut,
Der meint's nur mit sich selber gut,
Ist für die Welt nicht interessant:
Er bleibt ein Schöngeistignorant!

Auch will er ständig provozieren
Und Dich zur Stänkerei verführen.
Nichts leistet er für diese Welt,
Weil krankhaft ihn sein Ehrgeiz quält.


©Hans Hartmut Karg
2019

*
... hier klicken um den ganzen Text anzuzeigen


Anzeige