Gedichte über Gemeines - Seite 337

Ich habe mich einscannen lassen,
um meine Status zu erfassen,
da meldet mir der PC kalt:
„Du bist für diese Welt zu alt!
Doch noch ist es nicht ganz zu spät,
da gibt es das „Refresh-Update!“

Dies hört sich vielversprechend an,
so werde ich vom alten Mann
zum jungen Helden – Stück für Stück -
wie Doktor Faust – was für ein Glück!

Man schließt die Kabel vom PC
an meinen rechten großen Zeh.
Schon startet man das Glücks-Programm,
es kribbelt – ich hab Spaß daran!
Ich fühl‘ schon, wie die Jugend naht,
es zischt und faucht der Apparat…

Da – plötzlich – gibt es einen Stoß!
Was ist mit dem Programm nur los?
Ich werd‘ bewusstlos – doch nicht lang‘,
als ich erwache, wird mir bang‘…

Verschwunden ist die Libido,
ich trag‘ ´ne Windel jetzt am Po!
Bin winzig klein – mit altem Kopf!
Erhalten blieb mein grauer Schopf!
Ich bin zum greisen Gnom mutiert,
das Update hat mich ruiniert!!

Dem Programmierer tut es leid,
er hat verschätzt sich mit der Zeit,
es ging zurück – statt 30 Jahr‘ –
um ganze 51 gar!
Jetzt muss ich erst mal wieder wachsen
und mache nie mehr solche Faxen!

Wie ich schon schrieb
muss ich längere Zeit pausen,
bekam jetzt auch noch
Bindehautentzündung in den Augen.

PC.Verbot vom Augen-DOC.,
doch vorher muss ich hier
etwas gestehen noch:

Habe mich getrennt von meinem Otto,
der fragte ganz entsetzt
was soll denn das jetzt ?

Nach so vielen Jahren
willst du mich verlassen
hast Du im Schrank
nicht mehr alle Tassen?

Bis er sah es ist nur so
in der Oase auf meinem Foto.

Denn auch Millionen im Lotto
könnten nicht trennen
mich und meinen Otto.

Nun geht die Pause weiter
bis ich erholt wieder schreiben kann
nachdenklich froh und heiter,
manchmal auch nur Scheibenkleister.

Teil 1 - Die Beerdigung

Vom Schmerz gezeichnet – gramgebeugt –
wird sie von einigen beäugt.
„Sie weint gar nicht, die ist doch froh!“
So klingt es hier und anderswo…
Dafür zeigt mancher seine Tränen
und sollte sich gewiss sehr schämen,
weil sie auf Knopfdruck können fließen,
sich nicht aus Mitgefühl ergießen…

Der Tote war ein guter Mann,
ging er auch fremd und – dann und wann –
schlug er gern zu – Freund Alkohol –
der machte seinen Kopf ganz hohl.
Doch er ist tot – der Pfarrer spricht
die Lügen laut ins Angesicht
der Trauernden – die’s gar nicht sind –
die Heuchelei verweht im Wind…

Den Sarg senkt man ins nasse Grab
ein guter Mensch – den’s so nicht gab…
Die Rosen sind schon halb verblüht,
die Trauermienen sehr bemüht.
Gleich ist’s vorbei – na, Gott sei Dank,
bei so viel Schauspiel wird man krank…
Jetzt noch ein letztes Dankgebet
zum Leichenschmaus man hungrig geht…

Teil 2 folgt morgen…

Der Leichenschmaus

Die Trauer nahm so manchen mit
und da bekommt man Appetit!
Das Leben muss ja weiter gehen,
man soll es positiv auch sehen…
Sie möchten möglichst viel abkriegen,
wie eine Horde Stubenfliegen
stürzen sie sich auf das Buffet,
Hans tritt der Witwe auf den Zeh…

Auch Witze werden schon gemacht
und dabei herzlich-laut gelacht!
Der Tote hätt‘ es so gewollt,
dass keine bitt’re Träne rollt…
Bei dem Begräbnis war’s ja Pflicht,
doch war man eh nicht drauf erpicht,
die Farce noch länger zu ertragen,
denn manchem knurrte schon der Magen!

Die Korken knallen – es gibt Sekt,
mit Kaviar er sehr gut schmeckt!
Die Witwe hat ja jetzt viel Geld
und denkt schon an die große Welt!
Und dort am Tisch – der junge Schmitt –
der fliegt bestimmt gern mit ihr mit…
Ihr toter Mann – im Himmel hoch –
verdammt, wie hieß er denn gleich noch?