Gedichte Über Gedanken - Seite 272

Getreten, geworfen, geschlagen, gerollt,
nur Mittel zum Zweck
auf dem Weg zum Gold.

Fühlst dich selbst so unendlich klein,
für die Wege der andern
bloß ein unwichtiger Stein?

Willenlos wirst du zum Spielball des Lebens
- nicht deines.
Doch den Abpfiff wünschen wäre vergebens.

Wache auf!
Widerspreche.
Wehre dich.

Atme endlich!
Aufbegehre.
Akzeptiere nicht.

Handle jetzt!
Herausfordere.
Halte dich.

Denn es wird kein anderer für dich tun.
Sie brauchen den Spielball
für ihren eigenen Ruhm.

Ich sitze am Fluss.
Ein Stück Treibholz und ein toter Fisch
ziehen ihre Kreise zwischen zwei Buhnen.
Ein paar Jet-Skifahrer dröhnen vorbei,
einige Ruderer lassen sich mit der Strömung treiben,
ein Frachtschiff müht sich den Fluss hinauf.
Gegenüber ragen Schornsteine in die Luft.
Mich wärmt die Frühherbst-Sonne.

Ich lausche dem Plätschern der Wellen an den Basaltsteinen.
Ich spreche ein Gebet.
Und muss dann auch schon gehen.

Der Fisch schwimmt noch immer bäuchlings nach oben.
Der Uferweg ist voller Müll.

Die Robinie klappt ihre Blätter hoch,
als ob sie das alles nicht sehen möchte.
Aber die Sonnenblumen am Wegesrand
strahlen mich im Vorbeigehen an
und erinnern mich
an das Schöne und das Makellose,
von dem ich fast schon dachte,
dass es verloren gegangen sei.

Kann dich nicht sehen,
da ist nur ein Bild.

Kann dich nicht hören,
alles bleibt still.

Kann dich nicht fühlen,
wenn ich’s noch so will.


Du bist einfach nicht da,
auch wenn ich’s weiß.

Du kennst das genauso,
wenn’s dich fast zerreißt.

Du wartest so lang schon,
dass es schmilzt dieses Eis,

das uns beide umgibt,
von Verstandes gemacht,
das jeden, der liebt,
immer trauriger macht,
das am Ende nicht siegt,
wenn es tagt nach der Nacht,
und wir nicht länger betrübt

gemeinsam lachen
und singen
und tanzen
bis hinein
in den Morgen
der neuen Zeit.