Gedichte über Fantasie - Seite 202

Du schlugst mich aus Granitgestein,
ich stand in stummem Staunen
vor dir, mein Meister, und dein Raunen
durchfuhr mich tief bis ins Gebein.

Dein Odem peitschte mir die Glut
in Adern, Lippen, Wangen.
Der Block der mich umfangen,
zerfiel: die Kälte wich weinrotem Blut.

Umfass mich, Meister, küss sogleich
mir Leben in die starren Glieder.
Erfüll mich, senk dich nieder,
zu meinem Pol, erforsch mein Reich.

Dich zieht mein Innerstes, mein Kern
in völlig ungeahnte Tiefen.
Die Geister, die einst schliefen,
erwachen, höhnen ihren Herrn.

Wer ist Gral und wer ist Wein,
wer fließt und wer umfängt?
Die Kraft, die unsre Glieder lenkt,
will unser beider Meister sein.

Zu unseren Füßen liegt Gestein,
im Staub liegt noch dein Meißel …
mein Fleisch ist deine Geißel –
mich schließt kein Block je wieder ein.

© Anouk Ferez 1-2016
//lav-ros,mmdf//

Als mir bewusst wurde
Dass ich nicht wirklich existierte
Sondern nur in deinen schamlosen Gedanken
Was mich zwar ein wenig irritierte
Aber doch nicht weiter beunruhigte
Sodass ich nur zaghaft protestierte
Oder wenigstens so tat als ob
-
Sobald ich entdeckt hatte
Wie sehr ich selber profitierte
Von deinen hinreißend schmutzigen Fantasien
Weil’s auch mich so herrlich inspirierte
Und ich ganz verrückte Dinge wagte
Völlig Neues ersann und ausprobierte
Und sei’s auch nur in deinem Kopf
-
Seit ich erkannt habe
Dass ich dich immer weniger interessiere
Dir langsam aber sicher ausgehe als verrückte Idee
Und mich irgendwo in dir verliere
Wenn ich mich jetzt nicht in Sicherheit bringe
Mich vollkommen neu orientiere
Und selbst erfinde an einem andren Ort
-
Weil ich endlich eingesehen habe
Dass ich unweigerlich daran krepiere
Wenn ich mich ausschließlich deiner Einbildung überlasse
Und mich weiter nur auf dich konzentriere
Ganz egal wie wohl ich mich inzwischen in dir fühle
Höchste Zeit, dass ich mich von dir distanziere
Mach ich mich hiermit endgültig auf und davon

Im Westen sind die Besten
Sie versuchen sich zu testen
In Kultur - gefiltert oder pur -
Gerne auch ein wenig Literatur
Und dazu ein gemütliches Essen
Bitten den gepflegten Smalltalk nicht vergessen
Ab und zu in die Sterne schauen
Odern in den wolkenlosen Himmel - den blauen
Träume! Verbieten oder erlauben?
Ach übrigens, wie sieht es aus mit deinem Glauben?
Glaubst du an Gott oder eine höhere Macht?
Glaubst du an die Liebe, wenn Amor schelmisch lacht?
Glaubst du an Junikäfer im April?
Glaubst du und betest dabei still?
Soviele Fragen, die ich mir stell -
Ach du, komm doch einfach her ganz schnell
Gib mir 'nen Kuss, zerstreu meine Zweifel-
Auf zu 'nem Trip in die schöne Eifel!


Astrid Herrmann - 01.08.2013