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Gedichte über Fantasie - Seite 175


Gefangen, im Buch der Wünsche

Da lag es, fast schon am erblassen:
dies schmale Buch, mit Silberrand.
Ausgelegt, auf blauen Sand;
und wirkte so: Komm mich anfassen.

Das Bändchen zog so magisch an,
als hätt es nur gewartet.
dass es vom Sand los startet
und den Käufer zieht, in seinen Bann.

Doch ist das Buch mal aufgeschlagen,
zieht es dich, gleich in sich rein.
Dieses Buch kennt kein Betragen.

Des Buches Wunsch, es zog dich ein,
in seinen, weissen Blättermagen.
Und deine Wünsche werden: sichtbar sein.

Noch ist das Bücherleben Nebel.
Doch bald kommt dein Gedankenbild.
Die Vögel tragen: Schnäbelsäbel;
und attackieren dich schon wild.

Ein Wunsch muss her! Doch wirkt ein Knebel,
so wie ein rotes Tücherschild.
Komm Gedanke! Wo ist dein Hebel?
Dass sich, ein neuer Wunsch erfüllt.

Der neue Wunsch ist spät erdacht.
Doch eine neue Welt erwacht,
mit sonderbaren Schattenwesen.

Da spricht ein Zwerg dich an: " Du Besen!
zahl mich aus, mit Igelsporen;
und noch dazu, zwei Pinselohren. "

Doch wünscht du dir, du willst zurück,
dann hast du dabei gar kein Glück.
das Buch dreht dir daraus ein Strick;
und lenkt ganz bös, nach seim Geschick.

Was du auch denkst, mit einem Blick:
das wird gleich wahr, mit Büchertrick.
Das Buch spielt ein Theaterstück:
das dir die Zehen werden dick.

Ja, Bücherfreund! Nun wünsch dir was!
Ein Motorboot, aus Schilf und Gras,
was fliegen kann: durch Stein und Glas.

Komm wünsch dir doch ein Sassafras!
der zu erzählen nie vergass,
das er im Wunschbuch, auch mal las.
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Das Schlangenei

Hinter knorrig, alten Eiben,
wo noch der weisse Uhu lebt.
Wo Schlangen sich entleiben,
ein Mühlenrad sich lautlos dreht,
da hat aus Faserholz genäht:
ein buntes Schlangenweibchen.

Was trägt sie für ein Häubchen,
das ist zierlich anzusehn.
Darauf funkeln Stäubchen,
als Diamantkristalle.
Doch in der Luft, blitzt eine Kralle,
von einem Basilisken.

Ach, das Schlangenküken!
ahnt nichts, von fliegender Gefahr.
Dochs Faserholz, es will ja glücken.
Daraus entsteht so wunderbar:
Ein genähtes Schlangenei. Oh ja.
Schon liegt es in der Sonne da.

Vom Glanz der Haube angezogen,
kommt im Sturzflug angeflogen:
der Basilisk, mit Pfeilesschnelle.
Jetzt schiesst er einen Feuerstrahl,
auf Schlangenweibchens bunte Pelle;
der doch zum Glück nicht traf.

Das Ei, es rollte, wie im Schlaf,
langsam weg, als Identität.
Das Schlangenei, wie rollt es brav,
hinter blitzgespaltne Eibe.
Schon zerbrichts: die Eierschalenscheibe,
wächst empor, zur ganzen Stärke.

Schon gehts zur Sache. Hart zu Werke.
Das Wesen fliegt, mit Klingenflügelpaar,
hoch zum Basiliskenscherge;
und der Kampf beginnt, ganz sonderbar.

Funken stieben. Stalaktiten,
rammen sich ins Erdreich ein.
Dass die sieben Eiben glühten,
sich verlor der Sonnenschein.
Doch das bunte Schlangenweibchen,
sammelt Eierschaln, in ihr Häubchen.

Doch der Kampf von den Gestalten,
will immernoch kein Ende wähnen.
Wie sie sich würgten und verkrallten:
das Schweife flogen, wie die Strähnen.
Heisse Perlen gabs als Regen.
Ach, ein fürchterlich Begegnen!

Jetzt tönt vom Schlangenweibchenhäubchen,
ein lauter, schriller Pfiff hinauf.
Da, jetzt fliegt es! Saltos. Schräubchen:
und schlitzt den Basilisken auf.
Das Wesen landet Siegessicher.
Gibt von sich: herrliches Gekicher.

Ja, dieses Mythenwesen, ist ein Frosch!
mi Storchenschabel. Klingenflügelpaar.
Mit Füssen gross, das jeder Brand verlosch.
Und solche Augen, wie ein Adler klar.

Das Ei aus Faserholz genäht,
umgibt die sieben Eiben.
Jeder Stalaktit, als Säule steht,
als ein Bauwerk für das bleiben.

Die Eierschalen: Haus und Heim;
glänzen wie die Sonnenstrahlen.
Der Froschstorchaar, er sondert Schleim,
setzt sich mit Warzenkahlen
Hinterteil;
in eine Wasserschüssel.

Ach, dann schnappt sein Zungenrüssel,
nicht nach Honig, nicht nach Wein!
Nein! er schnappt nach einem Schlüssel,
geschnitzt aus Knochenbein.

Das Schlangenweibchenhäubchen,
im Abendsonnenschein,
ist beschäftigt, grad mit Häuten.
Regelt sich. Ringelt sich. Ist es Pein?
Und die Eiben auf sie streuten:
Rote Beeren. Fruchtfleischklein.

Schlangenhaut liegt. Hats was zu bedeuten?
Das Schlangenweibchen schneidet Streifen;
und garnt die Haut zum Wollknäul auf.
Froschstorchaar gibt Pisse drauf.

Schon näht sie wieder: die bunte Schlange.
Näht sich und auch den Froschstorch ein.
Was näht sie schnell. Wer weiss wie lange?
Und auch das Knochenschlüsselbein,
wird eingenäht, in Schlangenhaut.

Was fürn Kokon, ist jetzt gebaut?
Wo zwei Wesen sich verbinden.
Das gar der Uhu närrisch schaut;
und sich nicht traut, es zu verkünden.

Die zauberischen Fruchtfleischbeeren,
die immernoch die Eiben werfen,
als wollen sie Kokon betören.
Dem Uhu flattern stark die Nerven.
Da schon das Teil zu bersten quillt.

Und im Kokon, ein Sturmwind brüllt;
um mit Kraft gleich zu zerstören.
Ach, das Teil, es schwillt und schwillt -
und wies platzt, tut sichs entleeren.
Was sieht man für ein schönes Wesen.

Das strahlt so hell und nichs von Bösen,
ist am ganzem Leib zu sehen.
Das Mühlennrad, es ist am dösen.
Tut sich nur in Zeitlup drehen.
Und die Welt ist im Glanz entpuppt.

Ein Drachen fliegt, ganz Sterngeschuppt,
mit Feuerbrandnen Phönixflügeln.
Sein lila Schatten tut sich spiegeln:
Vom Waldesrand zum Horizont.
Wo sich darin der Uhu sonnt.

So steht die Welt kurze Zeit still,
für einige Minuten.
Unglücksteufel muss sich sputen!
wenn Böses er erreichen will.
Denn Schlangeneier sind die Guten.
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