Als sie ging
Als sie ging war alles wie immer:
Es war warm, die Ähren standen auf Halmen
Und das reiche Jahr wogte im Ries.
Sie röchelte leise vor sich hin,
Still litten die Personen im Raum mit
Und es war wie eine heilige Zeit.
Auch er saß an ihrem Sterbebett,
Hat sie noch gestreichelt, sie stöhnte auf
Und sank doch wieder in sich zusammen.
Der Sohn wollte so gern bleiben,
Musste beruflich aber leider gehen.
So blieb ihm das Abschiednehmen nur.
Als er aufstand, bäumte sie sich auf,
Spürte wohl, dass dies ein Abschied
Zur Ewigkeit werden würde.
Noch einmal halbhoch aufgeragt
Der krebsgeschundene Körper,
Als wollte er laut schreien: „Bleib doch!“
Erschrocken blieb er in der Tür
Noch einen kleinen Augenblick stehen,
Bevor er in den Gang blickte.
Hoffnungslos sank sie
In die weißen Laken zurück,
Leidend, ein Schmerzhäuflein Mensch.
Er öffnete ganz die Tür,
Warf einen allerletzten Blick auf sie,
Ging schluchzend in die Endgültigkeit des Abschieds.
©Hans Hartmut Karg
2022
*