Gedichte über die Erkenntnis - Seite 325

Muss ich mich anfangen zu hassen?
Oder wieso fühle ich mich so verlassen?
Man sagt doch, man ist so alt, wie man sich fühlt.
Na gut, meinen Frust habe ich schon mit Alkohol hinunter gespühlt.

Nach 28 Jahren Ehe war abrupt völlig Schluss.
Ich hatte nie gehört einen Schuss.
Denn nur ein Schuss erzeugt einen Knall.
Trennung? Das war nie mein eigener Fall.

Bin ich für ihn wirklich zu alt geworden?
Bei unserer Trennung wünschte ich mir, ich werde neu geboren.
Jeder wird doch halt alt.
Niemand kann das verhindern, zumindestens nicht allzu bald.

Bei ihm ist das Alter doch auch nicht spurlos vorüber gegangen.
Oder sage ich etwas gegen seinen eingefallenen Wangen?
Auch im Alter liebe ich ihn sehr.
Was außer einer großen Liebe will er denn mehr?

Große Liebe, gutes auskommen und ein Dach übern Kopf.
Mehr muss man nicht haben sonst hängt man schnell an einem Tropf.
Denn will er ein junges Gör wirklich glücklich machen?
So ein junges Mädel wird ihm doch nur auslachen.

Gemeinsam wollte ich beißen mit ihm ins Gras.
Bis dahin hätten wir auch unseren Spaß.
Leider wird es nicht dazu kommen.
Ganz allein muss ich mich in der Sonne sonnen.

Auf Erden
müssen wir sterben,

doch Welt,
du laubest

in uns.

Du lebest
und webest.

Und wir grünen
auf`s Neue

zitternd
durch Baumeskronen

dem Himmel
entgegen.

So leben wir...

Copyright Daniel Behrens

auf der Suche bin ich, nach letzter Klarheit
und nach der einzig gültigen Wahrheit,
nach dem, was mich beim Grübeln umtreibt
und danach, was uns am Ende noch bleibt,

auf der Suche raus aus dem alten Trott,
nach dem einen alles verzeihenden Gott,
die Regeln habe ich oft missachtet und
auch zu gefällig mich selbst betrachtet,

geleugnet hab ich und Worte bereut,
gegeb'ne Versprechen brach ich erneut,
das Fragen nach der Essenz des Lebens,
es war verzweifelt, doch nicht vergebens,

Conscientia, mein eig’nes Gewissen,
du bist mir ein steinhartes Ruhekissen,
doch wollt’ ich’s wahrhaftig besser machen,
nicht ewig die gleichen Feuer entfachen,

nun hör’ ich dich flüstern in stillen Stunden,
‚Du hast nun endlich dich selbst gefunden,
versuche es einfach, dir ganz zu trauen,
nicht auf die Meinung der Andren zu bauen,

steh zu den hellen und dunklen Seiten,
sich selbst annehmen, heißt weniger leiden,
betrachte Vergangenes ohne Bedauern,
zerstöre verzeihend die letzten Mauern,‘

auch weiterhin werde ich fragen, sinnieren,
vernommene Thesen neu interpretieren,
in diesem Gedankenkreis bin ich gefangen,
Gewissheit werde ich niemals erlangen



M.M.