Wenn EINE eine Reise tut ...

Ein Gedicht von Gisela Danisman
Hinfahrt
Ach wie schön wär’s jetzt zu reisen
auf den Schienen, auf den Gleisen.
Wie gedacht, alsdann getan
mit der deutschen Wunder-Bahn!

An einem Samstag ging es los
ein paar Tage nur – nicht sehr groß.
Rasch den EC ausgesucht
und Sitzplätze gleich mitgebucht.

Ins schöne Bayernland ging die Tour
von Vergnügen leider keine Spur.
Zu spät der Regio 5 Minuten,
Zeit genug, auch ohne sputen.

In Koblenz pünktlich angelangt,
an der Tafel plötzlich stand,
der Eurocity 10 Minuten später da,
weil die Technik noch Probleme sah.

Nun war er da, der Gute
Koffer Treppen wuchten mit Gespute.
Großer Stau im engen Gang
mit Gepäck den Sitz entlang.

Platz gesucht und Jacke aus,
hat geklappt, ja ei der Daus.
Doch oh je, was war denn bloß,
der Zug der stand - er fuhr nicht los.

Ruhig und sittsam Kunden warten,
hoffen auf des EC baldig’ Starten.
15 Minuten man ungewiss verbrachte,
bis Hiob seine Botschaft machte.

Alles Aussteigen hieß es dann,
weil leider am Zug ‚nen Schaden dran
und er heut’ nicht fahren könne –
und so ging es wieder los - das Gerenne.

Koffer schnappen, Jacke an
und zwängen durch den schmalen Gang.
Wieder Koffer wuchten aus dem Zug,
von der Reise hatt’ ich schon genug.

In der Not zum Schalter eilen,
wann geht’s weiter, wie verweilen?
Ein neuer Plan muß her, ein Sitzplatz auch,
sonst steh’ ich mir die Bein’ in Bauch.

In Regensburg dann eingetroffen
durft’ ich auf den nächsten Anschluß hoffen.
Doch wieder gab es ein Problem,
der Lift kaputt, ich musste geh’n.

Hohe Treppe galt es zu erklimmen –
mit Koffer – und schon halb von Sinnen.
Stuf’ für Stufe ich alsdann
die große Treppe müd’ bezwang.

Zweimal Umsteigen war gebucht,
viermal wurden’s, ach verflucht.
Zweimal in Koblenz rein und raus
und noch Wechsel in Bus, oh Graus.

Regio raus und Bus hinein,
wegen Bauarbeiten – musste sein!
Unterwegs das Taxi abbestellt,
90 Minuten warten kostet Geld.

Das Ziel dann endlich doch erreicht,
meine Kraft und Kniee aufgeweicht.
Mit 74 Lenzen und behindert,
eine solch’ Tortur die Freude mindert.

Ganz kaputt und ohn’ Elan
kam viel zu spät am Ort ich an.
Mußte Besuch auf Tag darauf verschieben,
weil keine Zeit mir ward verblieben!

Rückfahrt
Um 07.11h da war der Start
mit Hoffnung, Reise diesmal weniger hart.
Mit Verspätung in Regensburg angekommen,
war die erste Hürde schon genommen.

Lift funktioniert, oh Gott sei Dank,
noch liegen Nerven nicht ganz blank.
Erst rauf, dann wieder runter,
gut gelaunt und noch ganz munter.

Die Verspätung mit 10 Minuten minimal,
war inzwischen auch egal.
Doch vor Überraschungen nicht gefeit –
war’s wieder Mal soweit!

Kurzfristig teilte Anzeige mit,
Wagen 6 und 7 fehlen, so ein shit!
In Wagen 7 Platz 48 war gebucht,
was mach’ ich jetzt verflucht!

Irgendwo eingestiegen …..
nahm ich Platz - nicht in Wagen sieben.
Die nächste Botschaft folgte dann …
die Reservierungsanzeige zeigt nicht an!

Umzug somit vorprogrammiert,
abwarten, hoffen, daß es nicht passiert.
Dreimaliger Wechsel folgte dann,
die Deutsche Bahn, die ist der Wahn!

Im Wagen 8 befand ich mich,
leider ohne den gebuchten Tisch.
Aus dem Lautsprecher wurde jetzt verkündet,
daß Wagen 9 im Ausnahmezustand sich befindet.

Die Heizung und das Klima
funktionieren nicht, na prima.
Die Fahrgäste mögen nicht verweilen
und sollen sich in Wagen 4 + 5 beeilen.

Ein Wagen ausgefallen, zweie fehlen
woher Plätze nehmen ohn’ zu stehlen?
An ein Örtchen mußt ich dann
in dem Zug im Zwischengang.

Geschäft erledigt wunderbar,
doch Spülen ging nicht, war ja klar!
Inzwischen schon ganz abgebrüht,
sah ich die Landschaft, die vorüber zieht.

Dann hat mich Hunger übermannt,
doch wohin mit Abfall? Bin gespannt!
Abfallbehälter Fehlanzeige –
vom Sauberservice ganz zu schweige’!

Als endlich dann das Ziel erreicht,
fiel Aussteigen plötzlich mir ganz leicht.
Im Vorübergehen – ich konnte nichts dafür,
sah ich eine „verklebte“ Tür.

Ein einzig’ Wort stand nur darauf,
„Defekt“, die Türe geht nicht auf!
Ach wie schön ist es zu fahr’n
mit der Deutschen Bundesbahn!

Euro 5,60 in Koblenz ich bekam
für diesen irren Horrorwahn.
Erstattet wurde nur die Zeit,
der Ärger nicht und nicht das Leid.

In meinen Augen reinster Hohn,
kein sorry, kein Bedauernton.
Armes reiches Deutschland tot gespart,
weil Problem’zu Hauf in dieser Art.

Als Fazit kann ich jetzt behaupten,
dass alle die an reiches Deutschland glaubten,
einem großen Irrtum unterlagen -
dank politischem Investitionsversagen.

Und ist’s nicht so, und hab’ ich recht,
in Deutschland geht’s Manchen gut und Vielen schlecht!
Schafft ab das kleinkarierte Denken,
habt Mut zum unbürokratisch Lenken!

Sang einst der Liederbarde Reinhard Mey,
werft über Bord den Bürokratenbrei.
„Ich brauche einen Antrag für das Antragsformular“,
so der Text und der - passt heut’ noch wunderbar!

27. November 2018 GiselaDanisman

Informationen zum Gedicht: Wenn EINE eine Reise tut ...

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11.05.2021
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Gisela Danisman) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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