Gedichte über die Erkenntnis - Seite 226

Europa macht die Augen zu,
schließt Herz und seine Augen.
Der rechte Zeitgeist findet Ruh'.
mag er auch nicht recht taugen.

Das was man Kompromiss uns nennt,
bedarf manch klarem Rufer.
Wo man den Krieg, den Hunger kennt,
bleibt Grenzzaun nur und Ufer.

Unüberwindbar zum Asyl,
baut man an neuen Mauern.
Es denkt, manch Staatschef mit Kalkül,
lasst sie dort nur versauern.

Von Frontex gänzlich überwacht,
wird alle Hoffnung sinken.
In mancher kalten, dunklen Nacht,
ein Flüchtling still ertrinken.

Europa lässt das scheinbar kalt,
sein Handeln bleibt bedenklich.
So bleibt der Tod von Staatsgewalt,
Europa wirkt sehr kränklich!

© Hansjürgen Katzer, Juni 2023

Sage mir schnell wer du bist,
deine Vorlieben und was du isst.
Lebst du richtig oder verkehrt?
Dann sage ich dir deinen Wert.

Ich möchte wissen, wen du liebst,
wem du Leib und Seele gibst.
Wo kommst du her, wo gehst du hin?
Was ist deines Lebens Sinn?

Deine Hautfarbe, sag schnell.
Wie geht es dir – auch finanziell?
Sag, welche Kleidung du gern trägst
und welches Leben du erwägst.

Wird man dich lieben oder hassen?
In welche Schublade wirst du wohl passen?

Ich möcht in keine Lade rein
träum' nur davon - ein Mensch zu sein.

© Michael Jörchel

Immer mittendrin,
überall dabei,
ohne mich läuft nichts,
ich rette die Situation
und nebenbei die ganze Welt

Zeit ist Geld,
Freizeit ist zeitverschwendung.

Doch irgendwann
sagte mein Körper
…
Nö.

Nun schaue ich zu
wie andere die Welt retten,
mittendrin und dabei sind,
keine Zeit „verschwenden“.

Wie konnte ich glauben
die Welt zu retten
wo ich mich nicht einmal
selber retten konnte?

Nun merke ich,
dass sich "meine" Welt
auch ohne mich weiter dreht.

© Michael Jörchel

Das habe ich nun nicht erwartet

Ich trage neue Linsen
Alles sieht so anders aus
Ich betrachte mich im Spiegel
Und fange an zu grinsen
Bin ich das
Hier ne Falte da ne Falte
Meine Ohren sind so groß
Ich frag` mich bloß
Was haben sie mir da eingesetzt
Ich bin total entsetzt
Überall seh` ich nur Flecken
Andauernd
greife ich zum Besen
Es ist tatsächlich zum Erschrecken
Ich kann auf einmal
meine Rechnungen lesen
Ich traue meinen Augen nicht
Ich seh` sogar das Straßenlicht
Ich will nun auch nicht weiter stöhnen
Ich werd` mich schon daran gewöhnen

© Käte Micka





Käti Micka