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Gedichte über die Erkenntnis - Seite 183


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LOGISTIK oder PAPAS WEISER RATSCHLAG

Es kommt mir immer noch so vor,
als wär’ es gestern erst gewesen,
daß mir mein Vater sprach ins Ohr,
was nirgendwo stand nachzulesen.

Dies war vor über vierzig Jahren,
und weil ich auf den Ratschlag hörte,
durfte ich schon sehr jung erfahren,
wie man ein Frauenherz betörte.

Vor allem kam des Vaters Rat
der Mengenlehre sehr entgegen:
Denn jede Menge stand parat,
mein Lernbedürfnis anzuregen.

Da ich von außen recht ansehnlich
und Mitglied war im „Club der Dreisten“,
verhielt ich mich den Reichen ähnlich –
auf Deutsch: ich konnt’ mir alles leisten!

Schon mittags standen Damen Schlange,
und selbst die Nachtschicht war stets munter.
Um Nachschub war mir niemals bange –
man holte ihn sich notfalls…

Nun kommt’s mir wiederum so vor,
als hätt’ ich gestern meinem Sohn
geflüstert jenen Rat ins Ohr,
den mir mein Vater gab zum Lohn.

Und siehe da, es WAR erst gestern,
daß ich zum Sohne sprach voll Liebe:
„Erzähle niemals deinen Schwestern,
was du nun lernst über die Triebe!

Drum höre, Sohn, was ich dir stolz
als Weisheit will mitgeben,
da du geschnitzt aus jenem Holz,
wofür manch einer gäb’ sein Leben.

Der Job, den du bald machen mußt,
ist hart und oft beschwerlich.
Jedoch entlohnt er jeden Mann mit Lust,
wenn er für Frauen ist begehrlich.

Daß du gewandt bist und auch listig,
setz’ ich als Grundlage voraus.
Vergiß jedoch nie die Logistik,
denn Panik löscht die Kerze aus:

Stehst du vor einer Frauenmeute,
vergiß all deine Sorgen –
besorge es der ersten heute,
der zweiten Hälfte morgen!“

© Micha Schneider
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