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Gedichte über Energie - & Seelenvolles - Seite 313


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Der Stuhl

Heute habe ich mich so im Zimmer umgesehen.
Und mir überlegt:
„Was würde fehlen, wenn das Sofa fehlen würde?“
„Was würde fehlen, wenn der Tisch fehlen würde?“
„Was würde fehlen, wenn das Regal fehlen würde?“
„Was würde fehlen, wenn der Stuhl fehlen würde?“

Und ich habe so über den Stuhl nachgedacht.
Und habe wieder den Mann darauf gesehen.
Den Mann, der mir für Stunden die Welt erklärt hat
Mit der Revolution, die den Mensch liebt
Mit dem Gott, der den Mensch liebt.
Mit dem Wissen, das den Mensch liebt
Und das dies alles möglich ist:
„Die andere Welt!
„Der andere Mensch!
„Das andere Denken!“
Ich habe den Mann danach nie mehr gesehen!
Aber ich bin mir sicher:
„Irgendwo hat er die Revolution der Liebe begonnen!
„Irgendwo hat er den Gott der Liebe entdeckt!
„Irgendwo hat er das Wissen der Liebe gesehen!
„Irgendwo hat er eine Heimat gefunden!“

Dann habe ich wieder die Frau auf dem Stuhl gesehen.
Die Frau, die mir für Stunden die Schönheit
erklärt hat.
Mit dem Menschen, der das Leben wieder liebt.
Mit dem Menschen, der für das Leben kämpft.
Mit dem Menschen, der das Leben neu entdeckt
Und das dies alles möglich ist:
„Das andere Denken!
„Der andere Wille!
„Das andere Ziel!“
Ich habe die Frau danach nie mehr gesehen.
Aber ich bin mir sicher:
„Irgendwo hat sie diese Schönheit neu gefunden!
„Irgendwo hat sie die Schönheit neu begriffen!
„Irgendwo hat sie die Schönheit neu erlebt!
„Irgendwo hat sie eine Heimat gefunden!“

Dann habe ich den Künstler auf dem Stuhl gesehen.
Den Künstler, der mir für Stunden die Farben
erklärt hat.
Und dem Menschen, mit dem die Farben leben.
Und dem Menschen, mit dem die Farben reden.
Und dem Menschen, mit dem die Farben tanzen.
Und das dies alles möglich ist:
"Die andere Kunst!
"Die anderen Farben!
"Die anderen Ideen!"
Ich habe den Künstler danach nie mehr gesehen.
Aber ich bin mir sicher:
„Irgendwo auf der Welt malt er Bilder die reden!
„Irgendwo auf der Welt malt er Bilder die lachen
„Irgendwo auf der Welt malt er Bilder die träumen.
„Irgendwo hat er eine Heimat gefunden!“

Ich sehe mir den Stuhl an.
Den Stuhl der in der Ecke steht.
Und überlege mir was dann fehlen würde.
Dann wenn dieser Stuhl fehlen würde.
Und ich denke mir: „Ich streiche ihn neu!“
Und schreibe Liebe auf ihn
Und schreibe Kunst auf ihn.
Und schreibe Wissen auf ihn.
Und warte was geschieht!
Und welche Menschen noch kommen.
Und was ich alles erfahren werde:
„Die Wunder größer als alle Einsamkeit!“
„Die Wunder größer als aller Reichtum!“
„Die Wunder größer als alle Macht!
„Die Wunder von einer Welt die Heimat ist!“

Klaus Lutz
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Das alte Hauptbuch

Gestern war´s zu später Stunde
ich drehte noch eine Abendrunde,
da leuchtete aus des Tischlers Haus
trautes Licht auf unsere Straße hinaus.

Wir waren nachbarschaftlich vereint
schon viele Jahre. Er war mir Freund.
Beruf und Werkstatt, das war sein Leben.
Morgen wird er alles dem Sohn übergeben.

Leise trat ich ins Kontor zu ihm ein.
Ich sah ihn sitzen im Lichter Schein,
den Kopf gebeugt über ein altes Buch,
in das er die letzten Posten eintrug.

„Das alte Hauptbuch, es ist an der Zeit.
Mein Sohn ist nun für die Firma bereit“
Voller Gedanken sah er mich an.
„Ich weiß noch, als ich hier einmal begann.

Da erhielt ich vom Vater dieses Buch,
in das er getreulich jeden Tag eintrug,
Soll und Haben, seiner Arbeit Gewinn.
Ich hab es geführt in seinem Sinn.

Nun schau, ich schreibe das letzte Blatt
weil das alte Buch wohl ausgedient hat.
Mein Sohn, er geht mit der neuen Zeit.
Dort steht schon der Computer bereit.

Doch bin ich mir sicher, dass er auch,
so wie es seit Generationen Brauch,
wird Soll und Haben täglich notieren
ehrlich Geben und Nehmen kontieren.

Im Haus schlafen meine Enkel schon.
Ich hoffe eines Abends wird mein Sohn
genau wie ich heute, sein Werk beenden
und es weitergeben jüngeren Händen.

Und muss von dieser Welt ich gehen,
mein Soll und Haben bleiben bestehen.
Hier im Hauptbuch kann man lesen,
ob ich im Leben erfolgreich gewesen.

Wohl endet heute meine Zeit,
doch steht schon eine neue bereit
die das gemeinsame Werk weiterführt.
Getreulich Soll und Haben notiert.

Lass uns beide nun ein Gläschen heben.
Auf das alte und auf das neue Leben.
Und das im Hauptbuch alle Tage
Soll und Haben halten einander die Waage“

Alke Bolte 2011
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