Gedichte über Eltern - Seite 38

Kinderschuhen längst entwachsen,
gehst du aufrecht wie ein Mann.
Meinst, du wärst doch schon erwachsen,
da ich zu dir aufschau‘n kann.

Wenn es eng wird und beschwerlich,
schlüpfst du in die Schuhe rein,
gehst gebückt und schaust recht kläglich,
und du fühlst dich wieder klein.

Wirst erst traurig und dann wütend
auf die Welt, das Leben, mich,
weil ich dich nicht kann behüten
vor des Alltags Müh' und Pflicht.

Schweigend und ganz leise lächelnd,
zieht dein Sturm an mir vorbei.
Jeder hat so seine Schwächen!
Leben ist nicht Zauberei.

Junge, kauf dir neue Schuhe!
Doch dann nicht gleich viel zu groß -
darin laufen macht auch Mühe!
Nichts fällt einem in den Schoß.

Eine Weile wird's noch dauern,
bis dir jede Größe passt,
um in jedem Schuh zu laufen
ohne Mühe, ohne Last.

Rabenvater

So wurde er uns Kindern
Immer wieder präsentiert
Als einen Rabenvater
Der keine Vatergefühle hätte
Unsere Mutter war eben die Dominante

Doch mit jedem neuen Lebensjahr
Wollte ich das nicht glauben
Ich fühlte mich eher
Zu meinem Vater hingezogen
Als zu meiner Mutter

Er hat uns Geschwistern
Mit seiner liebevollen und ruhigen Art
So viel für unser Leben mitgegeben
Doch weder er noch wir
Konnten unsere Liebe je zeigen

Von dem Rabenvater keine Spur
In späteren Jahren viele Umarmungen
War für ihn dann immer da
So wie er für mich als seine Tochter
Ich liebte ihn immerzu

Noch heute bedauere ich so sehr
Dass ich ihm erst zu spät
Mit Kuss auf seine schon kalte Stirn
Sagen konnte:
„Papa ich liebe dich“

Mein geliebter Vater
Verzeih mir, dass ich es dir
Niemals in deinem Leben gesagt habe
Was ich für dich immer empfunden
Doch es war dann leider zu spät
Du konntest es nicht mehr hören

© Ingelore Jung
18. Mai 2023

Dort wo der Bach die Auen küsst,
steht mein geliebtes Elternhaus,
ich hab den Ort so lang vermisst,
und denk an ihn, jahrein, jahraus.

Oft wünsch ich mir die Zeit zurück,
die mein Leben so sehr prägte,
in dem zu meinem Kindheitsglück,
sehr viel Gutes sich bewegte.

Die Tage voller Sonnenschein,
Eltern die mir Liebe schenkten,
ich denke jetzt im Nachhinein,
es war´n Asse, die mich lenkten.

Weit fort war ich als Mutter starb,
wollte diese Welt erkunden,
heut träum ich oft von ihrem Grab,
und es bluten alte Wunden.

Vater konnt´ ich nicht begleiten,
zu seiner letzten Ruhestatt,
war im Ausland lange Zeiten,
vermiss noch heut dies Unikat.

Schon sehr, sehr lange bin ich fort,
denk zurück in jeder Pause,
an diesen wunderschönen Ort,
an mein Daheim - mein Zuhause.

© Horst Rehmann

Sei den Eltern möglichst oft
sehr nah und auch verbunden,
denn schließlich heilten sie auch dir
so manche tiefe Wunden.

Höre ihnen besser zu,
auch du hattest mal Sorgen;
gib dir die Müh, es schnell zu tun,
verschieb’s nicht stets auf morgen.

Nimm sie auch an deine Hand,
sei da, wenn’s schwierig wird;
denn in deinen jungen Jahr’n
war’n sie dein treuer Hirt.

Lass sie deine Liebe spür‘n,
wer weiß, wie lang sie leben!
Ein Kind zu sein, bedeutet auch:
Mal nehmen und auch geben!

©Norbert van Tiggelen