Gedichte über Einsamkeit (Seite 131)

Stille Trauer, stumme Wut

Ich klopfe an die schwere Tür vom Fundbüro.
Keine Antwort.
Klopf. Klopf. Stille.
Zaghaftes Rufen meinerseits: "Wurde ich gefunden?"
Stille auf der anderen Seite.
2. Versuch von mir: "Hallo ist a wer? Ich kann das verlorene ich zwar nicht beschreiben, aber ich denke, also ich nehme stark an, dass ich mich erkennen würde, wenn ich mich in der Fundgrube liegen sehen würde..."
Stille.
Türe wird zu Wand, Wand zu Mauer.
Ich stehe da und habe mich verloren.
Wo soll ich denn suchen?
Gehe nach draussen, beginne Steine umzudrehen.

Einsame Entscheidungen

Einsame Entscheidungen

Ein Mensch einsam durch das Leben zieht
trotz Frau und Freundin Kindern Eltern
und allen anderen Anverwandten
Denn im Augenblick der Entscheidung
welch ist egal
kann er noch so viel hören

EnTR 23.074.1995

Schweig still schwermütig Herz

Schweig still schwermütig Herz!
Was hast du schon verloren?
Suhlst gern im wehmütig Schmerz
Willst lieber darin schmoren.

Illusion von Verlust treibt dich an
Doch war da nichts, das abhanden kam.
Die Realität reicht nicht am Träume ran.
Die Wahrheit ist doch verglichen damit Lahm.

Nichts ist vergeben wenn noch alles offen
Weist weder nein noch ja.
Nichts ist vergeben an dem du kannst Hoffen
Weist weder falsch noch wahr.

Spiegel des Sein

Verzerrt,
verkehrt,
bist du, bin ich
Dein, mein, Spiegel des Sein
Bin du, bist ich

Was siehst du in mir?
- Beschreib es mir!

Schreib es auf Silber
Schreib's auf Papier
Denn es betrifft dich selber
Überleg, wo kommt das her?!

Öffne deine Augen
Hör auf zu träumen.
Lerne gehen, lerne glauben,
sonst wird sie dein Leben rauben.

Die Lüge, die du Leben nennt,
weswegen den Wert verkennst,
der Menschen um dich herum.
So bleibt dein Herz zum Ende stumm.

Das Leben gelogen.
Die Lüge gelebt.

Nur du wirst tragen Schuld,
weil du statt Liebe die Lüge huld'st.
Wirst nur einsam sein.
Schuld hast du, ganz allein.

Die Reise geht weiter

Wieder allein.
Das Pferd ist gesattelt.
Die Reise kann weiter gehen.

Die Menschen, die mich gestern noch umschwirrt haben,
als das Schicksal auf sie eingeprügelt hat,
haben wieder zu ihrem Leben gefunden.
Ein Leben in Glück und Harmonie.
Ein Leben ohne mich.

Nun kehrt wieder Stille ein.
Sie umhüllt mich.
Sie gibt mir Frieden und Kraft.

Eine Stille,
die die Stimmen des Leids verstummen lässt.
Ein Frieden,
den ich erneut mit meiner Vergangenheit schließe.
Eine Kraft,
die ich aus meiner Einsamkeit gewinne.

Wieder allein.

© Michael Jörchel

Gedichte über Einsamkeit - Seite 131

Stille Trauer, stumme Wut

Einsame Entscheidungen

Schweig still schwermütig Herz

Spiegel des Sein

Die Reise geht weiter