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Gedichte über Ehre - Seite 19


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Meinem Doktorvater zu Ehren

Meinem Doktorvater zu Ehren

Mit diesen für mich ungewohnten Bleistiftstrichen
Haben Sie mich damit unendlich oft herausgefordert.
Manches Mal dachte ich, mein Stern sei schon verblichen,
Doch haben Sie für mich damit Geistdisziplin erst herbeordert.

Sie blieben immer auf Distanz, mir seltsam fremd,
Doch spürte ich den guten Willen und die Geistbelebung:
Ein Doktorand braucht ja kein enges Beziehungshemd,
Der Geist muss selber hingelangen zu eigener Schwebung.

So konnten Sie bei mir das Eigene behutsamer abnicken,
Wozu ein anderer aus Selbstsucht nicht in der Lage war.
Im Nachhinein erst sehe ich den Glücksfall, das Entzücken,
Dass ich gefördert wurde, ohne dass mir je gekrümmt ein Haar.

Die kleinen Bleistiftzeilen haben angeregt und mich gehoben,
Bisweilen mich herausgefordert und notwendig gestresst.
So kam mir jenes Wissen nach und nach zusätzlich von oben,
So dass ich spürte, wo die Forderung mit Betreuungsliebe west.

Noch immer schenken Sie mir jährlich ein Buch,
Das Sie geschrieben oder als Herausgeber verfasst.
Ein jedes Mal ist's Ehre mir und hoher Geistbesuch,
Weil Sie in hohem Alter sich noch damit befasst.

Wären andere Menschen doch auch in der Lage,
Das Geistreiche in ihrem Horizont zu halten,
Dann läge der Weltfrieden nicht mehr vor als Frage,
Der Flug der Friedenstauben würde nicht erkalten.

Noch immer scheinen Sie ganz mühelos zu schreiben,
In Ihren Achtz'gern stehend Werke herauszugeben,
Wo ernsthaft Großes steht und ohne Übertreiben
Das Werthaltige erst erweckt zu neuem, hellem Leben.


©Hans Hartmut Karg
2023

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