Gedichte über das Alter - Seite 69

Lange Jahre zahl´n wir ein
und müssen recht bescheiden sein.
Will man heut ein Pflegegrad,
trifft es viele ganz schön hart.
Der Gutachter kommt "bald" ins Haus
und holt dann seinen Laptop raus.
Arztbefunde braucht er nicht;
nur Punkte fallen ins Gewicht.
Manchmal auch - das ist kein Gag,
sind die dann einfach wieder "weg".
Denn mit Sauerstoff und dem Rollator
läuft der Opa locker zum Äquator...
Beim ersten Grad kann sammeln man
die Kassenleistung etwas an.
Dies gilt dann echt ein ganzes Jahr
und nicht für Wellness - das ist klar.
Wenn du im Bett liegst schon am Tage,
kommt Hilfe vielleicht für dich in Frage.
Doch nur ne´ Fachkraft darf es sein,
die dir das Zäpfchen ... gibt dann fein.
Wer allein lebt, hat wohl gute Karten:
er braucht nur kurz auf Knete warten.
Stimmt es auch im Kopf nicht mehr,
wird´s für alle richtig schwer.
Deshalb Leute macht mich froh,
dass ich schreiben kann noch so ...

Was hatte ich für große Pläne!
Für mich war diese Welt zu klein. - - -
Heut hab ich nur noch stumpfe Zähne
und unreale Träumerei`n.

So viele Frauen wollt` ich kosen
mit jugendlicher Leidenschaft, - - -
heut sitz ich mit gestutzten Hosen
mit „Einer“ nur – in Einzelhaft.

Es gab so viele weißen Flecken
und schöne Städte – unbereist,
die alle wollte ich entdecken, - - -
doch heut besuch` ich sie im Geist.

Was wollt` ich alles live erleben:
Theater, Festivals und Co; - - -
jetzt bleib ich auf dem Sofa kleben
bei Fernsehmüll und Radio. . . .

Ich wollt` gesund sein durch Bewegung - -
und täglich viele Meter geh`n, - - -
doch folgte stets der Willensregung
ein körperliches träges Steh`n.

Es ließe sich noch manches sagen,
wenn man ins „Altertum“ gerät - - -,
und so muss ich am Ende klagen:
Die Aufbruchstimmung kommt zu spät.

Kritisch betrachtet kann das Leben,
zieht man Bilanz vor`m Untergeh`n,
nicht alles was man wünscht auch geben - - -
und trotzdem ist es reich und schön!!!!


(© Friedrich Graf)

Dieses Leben lasst mich noch vollenden,
lasst mich, Mächte, leben bis zuletzt,
bis vom Jenseits aus mit kalten Händen
ihr den Tod auf meinen Körper hetzt.

Denn es gibt noch soviel zu beschauen,
was auf dieser schönen Erde sprießt,
und von all den vielen tollen Frauen
hab ich erst nur einige geküsst.

Viele Bücher sind noch ungelesen,
manches gute Musikstück noch nicht gehört,
viel zu wenig bin ich dort gewesen,
wo kein Lärm die selige Stille stört.

Wenig Länder hab ich erst gesehen,
selbst das Nahe blieb mir meist verhüllt;
mutig möcht ich noch in weite Fernen gehen,
bis mein heißer Weltendurst gestillt.

Ein langes Leben lässt sich nicht erzwingen,
dennoch will ich lang noch Vieles tun,
schlussendlich möchte ich vor allen Dingen
wunschlos sein und dann in Frieden ruh`n.


(© Friedrich Graf)

Wenn ich in Kürze Rentner bin,
fang ich ein neues Leben an,
sehr vieles geht mir durch den Sinn,
doch fehlt mir noch der rechte Plan.

Urlaub könnte ich gebrauchen,
mindestens ein halbes Jahr,
ganz einfach untertauchen,
wie im Gebüsch der Jaguar.

Schön wär auch eine Dampferfahrt,
durch das gesamte Mittelmeer,
doch so ein Törn ist sicher hart,
bei Seegang wär der Magen leer.

Einmal fliegen über´n Ozean,
ins Herz von Nordamerika,
dies gehört zu meinem Rentnerplan,
die Frage nur, was mach ich da.

Das Grübeln macht mich ganz verrückt,
ein klares Bild kann ich nicht fassen,
was nützt mir da mein Rentnerglück,
wenn jetzt schon fehlen, im Schrank die Tassen.