Sie hat so viele Jahre schon gelebt,
die Schwester meines Vaters.
Hat Krieg, Not und Leid erlebt
Und trotzdem nie verzagt.
In ihrer Jugend lernte sie Klavier,
und gab dann später das Wohltemperierte
An junge Talente weiter.
Später in erwachsenen Jahren
Als den Mann für die Ehe sie fand
ändert sich ihr Leben:
gebar zwei Kinder, zog sie groß
während die Lebenszeit in Mäandern floss.
Mit Freunden, die ihr lieb und wert,
blieb sie ein Leben lang verbunden.
Doch auch für sie kam dann die Zeit
An vielen Gräbern ihrer Lieben
Ein letztes Mal „Leb wohl“ zu sagen
Erfüllt von wiederkehrenden Gedanken
Reihen sich Bilder an Regalen,
die beinahe schon vergilbt
Einblick in ihr Leben geben
.
Fast ein Jahrhundert ist ihr Alter,
das an ihr zupft und manchmal zeigt,
dass ihre Kraft auch nicht unendlich ist
Doch mit Elan und Widerspruch
Tritt sie dem Unausweichlichem entgegen,
öffnet die Tür und zeigt der Welt
unbeugsam die Würde ihres hohen Alters.
SDR