Gedichte Über Augenblick (Seite 261)

Schwarz - weiß

Ich lieb es pink
und du
schwarz - weiß.
Ich lieb die leisen Zwischentöne,
du den lauten Bass.
Mich macht die Sonne glücklich.
Du siehst ihr Strahlen nicht,
für dich zählt nur das Licht.
Ich gehe jeden Tag
mit Staunen durch die Welt.
Für dich gibt's nichts,
was dich aufhält.
Für Kleinigkeiten hast du längst
den Blick verloren,
doch für die Kleinigkeiten
wurde ich
geboren.

Eine heile Welt

Kein Neid, keine Missgunst,
kein böses Wort deinem Munde
entfällt,
Nur schützende Hände man über
dich hält.
Geniesse noch recht lange deine
friedliche, sonnige Welt!"
Denn, du bist Mamas kleiner Held.

ein hauch von wärme

erstaunt
erwache ich
aus zwischenräumen
in den herbst des lebens

noch fröstelt
im frischen morgentau
der wunsch nach ewigem sommer

in sterneklirrender
umarmung des traums
ohne erinnern wird sterbend
das verlangen nach einem hauch

von wärme
der nicht zerbricht
wie mundgeblasene gläser
wie spinnennetz von gestern

so klar der kühle augenblick!

* 23.08.2020

Frau Meier

Frau Meier
von Manja Dietrich

Frau Meier auf dem Abort saß,
dass Revolverblatt begeistert las.
Und ihr Mann...
Herr Meier,
der mal nötig musste,
von dieser Sitzung gar nichts wusste.
Bleich im Gesicht,
Schweißperlen auf der Stirn.
Man hört ihn fluchen:
„Himmel, Arsch und Zwirn!“
Eilends rennt er nun zur Badtür hin.
„Frau wie lange bleibst Du noch da drin?“
Und Frau Meier sagt salopp:
„Lass mich in Ruh, ich sitze auf dem Topf.“
Herr Meier schrie: „Nun mach mal hin,
sonst ist der Scheiß in meiner Buchse drin!“
Doch Frau Meier weiter fleißig ihre Zeitschrift las
und darüber ihren Mann vergaß.
Herr Meier nun in großer Not,
und bei ihm gleich ein Unheil droht.
Doch plötzlich ging die Badezimmertüre auf.
Herr Meier stürzt zum Klo und sitzt indessen drauf.
Das Käseblatt in seiner Hand.
Die Zeit verstrich
und irgendwann Frau Meier vor der Türe stand.

Nur ein Märchen?

Jeder weiss, dass Frau Holle über den Märchenhimmel und über ihre Angestellten wacht.
So bemerkt sie auch:" Die Pechmarie , die ist doch ziemlich helle; und so,
vermittelt sie ihr gleich" ne Stelle."
Pechmarie freut sich ," steht sie doch jetzt mal nicht in Goldmaries Schatten."
Sie darf jetzt Angestellte verwalten und Haus und Hof neu gestalten.
Frau Holle und ihr bester Freund
Tim, stehen ihr immer hilfreich zur Seite und glauben an sie.
Pechmarie, die jetzt ja keine Pechmarie mehr ist, studiert nun
sogar Architektur, das war immer ihr Traum.
Aber sie wünscht auch Goldmarie
viel Glück.
Die hat ihren Weg nur noch nicht
gefunden.
Und manchmal, ganz leise,
im Traum, erscheint ihr Frau Holle mit einem riesengroßen Bett.

Gedichte Über Augenblick - Seite 261

Schwarz - weiß

Eine heile Welt

ein hauch von wärme

Frau Meier

Nur ein Märchen?