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Gedichte über Arbeit und Beruf - Seite 60


Zugunsten der Rezeption vom Schwarzen Adler und Adlers Hotel

Es änderte sich einst mein berufliches Verlangen
Seitdem ist ein fast ein ganzes Jahr vergangen
Es lag einfach an der giftigen Chemie
Deshalb wechselte ich in die Hotelerie
Doch in diesem langen Gedicht
Dass bringe ich gleich ans Licht
Geht es nicht um mich
Sondern unter dem Strich
Möchte ich eine Berufsgruppe ehren
Und die freundlichen Charakteren
Die ich unter all diesen getroffen habe
Ich hoffe, sie akzeptieren meine lyrische Gabe

Der Berufszweig wird selten erwähnt
Obwohl man sich nach ihnen sehnt
Würde er in einem Betrieb nur fehlen
Vor allem ein Hotel müsste sich davon stehlen
Wie eine kleine Maus
Hätte sie ihn nicht im Haus
Es geht hier nicht um die Reinigungskraft
Obwohl ich nicht bestreite, was sie alles schafft
Auch die Köche und Serviceleute
Erwähne ich nicht heute
Auch von den Hausmeistern wird hier nichts erzählt
Habe ich mich ja schon als Thema hier raus gewählt
Ich spreche heute mit löblichem und huldigendem Ton
Von euch den Damen und Herren der Rezeption

Ihr werdet häufig vom blöden Geschwätz
Von dummen Leuten herabgesetzt
Hauptsache sie sind schön anzuschauen
Mehr brauchen sie nicht, mal im Vertrauen
Oder als bessere Telefonisten werdet ihr abgetan
Doch an euch allen ist so viel mehr noch dran
Ihr seid das Herz, die Seele und auch das Gesicht
Und darum widme ich euch allen dieses Gedicht
Eure Arbeit ist wahrlich nicht leicht
Wie jemand im Kopf ganz seicht
Einfach so behaupten würde
Überspringt ihr doch so manche Hürde

Ihr seid die Vermittler der Abteilungen
Und benutzt dafür die goldensten Zungen
Denn egal in welchem Betrieb
Man hat sich nicht immer lieb
So müsst ihr Diplomatie beweisen
Damit die Sachen nicht entgleisen
Mancher Politiker kann von euch lernen
Dann gäbe es auch weniger Kasernen

Aber ich schweife zu sehr nun ab
Ihr haltet den Betrieb auf Trapp
Wenn Gäste oder Kunden kommen
Ihr habt es ja bereits vernommen
Seid ihr vom Betrieb das Gesicht
Damit meine ich jetzt nicht
Dass man euch wegen eurer Schönheit aufnahm
Dass passe wohl den dummen Leuten in den Kram
Ich meine, dass ihr steht’s freundlich sein sollt
Egal wie sehr euch ein Kunde oder Gast trollt
Und ihr ihm am liebsten den Kopf abschlagen wollt
Weil sich die Gäste und Kunden sich so benehmen
Als gäbe es für euch keine anderen Themen
Die ihr noch am Tag bearbeiten müsst
Leider gehören zu diesem nervigen Gerüst
Auch noch die Kollegen der Abteilungen
Die aus mit hitziger Luft getränkten Lungen
Sich feurig bei euch beschweren
Obwohl ihr doch nur die Lehren
Und Wünsche der Gäste und Kunden weiterleitet
Wobei euch dann sogar ein tut mir Leid entgleitet
Wobei ihr doch gar nichts dafür könnt
Und niemand euch Erholung gönnt

Ich schreibe dieses Gedicht
Und habe dabei im Angesicht
Die Personen, die mich dazu inspirieren
Mir ist egal, was andere dazu kommentieren
Mir ist nur alleine wichtig, dass es ihnen gefällt
Denn hier sind sie die wichtigsten Menschen der Welt
Weil die nächste Zeile recht lang ist, spreche ich diese nicht so schnell
Es geht um die Rezeptionisten des Schwarzen Adler und Adlers Hotel
Aus Tirols Landeshauptstadt
Denen reiche ich das Lorbeerblatt

Beginnen wir mit dem Romantikhotel
Die Rezeptionschefin ist ein wahres Modell
An Hilfsbereitschaft und Wissen
Niemand würde Sabrina missen
Jedes Zimmer kennt sie haargenau
Sie ist einfach eine tolle Frau
Sogar beim Entrümpeln der Lager
Macht sie sich die Hände schmutzig
Da kommt kein nörgelnder Sager
Oder blickt dabei verständnislos stutzig

Aber sie ist nicht die einzige mit hilfsbereiter Hand
Von Andrea erhalten wir ständigen Beistand
Wenn die Chefs das unmögliche verlangen
Damit die Zimmer weiterhin so schön prangen
Außerdem versteht sie jeden Spaß
Auch zum nächsten erhebe ich das Glas

Timo ist in der Rezeption der einzige Mann
Die Nachtschicht kommt noch später dran
Und dann wird noch geklärt
Auf dass ihr dann erfährt
Warum ich ihn als einzigen Mann erwähne
Mit seiner prachtvoll gelockten Mähne
Dazu im Anzug und die Haltung wirkt er ganz adrett
Dazu ist er auch noch zuvorkommend und ganz nett
Er würde wohl eine alte Frau durch die Hölle geleiten
Ohne ihr am Ende des Weges Geld abzustreiten

Abzustreiten ist sicherlich nicht
Nattidas strahlendes Gesicht
wenn sie durch das ganze Hotel
Hüpft, tanzt, singt und lacht
Ist sie doch der sprühende Quell
Vom Morgens bis in die Nacht

Da wir schon beim Thema sind
Also wenn die Nacht beginnt
Kommen wir nun zu zwei Herren
Die will ich im Besonderen ehren
In der Zeit, während die Anderen schlafen
Oder sich mit einem baldigen Kater bestrafen
Halten sie in der Rezeption die Stellung
Mit oral eingeflößtem koffeiniertem Schwung
Euch sende ich den Gruß
Marco und Matthäus
Auch wenn ich sie selten seh
Wie ich nun hier eingesteh
Weiß ich, dass sie einen schweren Job machen
Geschehen doch vor dem Hotel die schlimmsten Sachen
Also eigentlich ja in beiden
Dass will ich nicht verschweigen
Weil sie in beiden arbeiten
Zu den nächtlichen Zeiten
Auch in den Hotels ist immer wieder was los
Da rinnt schon manchmal die eigene Sauce
Aber sie bleiben die Herren in der Lage
Bis zum anbrechendem Tage
Leiten sie die Security am Lift
Damit kein Betrunkener mit Drift
Das Ende der Party stören kann
Jetzt kommen wir im Adlers Hotel an

Hört ihr das herzhafte Lachen im Wind?
Das so rein ist, wie von einem Kind
Wenn ihr diesem Lachen nachgeht
Dann wisst ihr vor wem ihr steht
Carina die Chefin der dortigen Rezeption
Spricht dort stetig mit freundlichem Ton
Außer mit Christian dem Armen
Mit dem hat sie kein erbarmen
Einst Lehrbub von Sabrina
Gehört er nun Carina
Aber bevor sie die AK wegen Mobbing anrufen
Stelle ich alles auf korrekte Stufen
Es sind nur ganz kleine und winzige Nickligkeiten
Wie von einem Paar nach viel durchmachten Zeiten

Da wir schon bei Zeiten sind
Und ein neuer Morgen beginnt
Möchte ich mich empathisch zeigen
Und teile mit euch das Große leiden
Wenn man aus einem schönen Traum erwacht
Und man sich schleppend zur Arbeit macht
Und man hofft, man hätte es bald hinter sich gebracht
Ich habe es auch sehr häufig durchgemacht
Aber ich erlebe nichtmehr solche Tage
Seit der Änderung meiner Joblage
Seitdem bin ich ein freudiger Tagbeginner
Mit jedem Treffen mit Corinna
Denn noch bevor die Morgensonne erwacht
Sie schon strahlend in der Rezeption lacht

Jetzt eine Überleitung zu finden ist schwer
Bin ich doch ein zu schlechter Künstler
Verglichen mit dem Mann, der hier wird genannt
Man kennt ihn bestimmt bald im ganzen Land
Dominik spielt nicht nur wirklich klasse Gitarre
Er ist auch als Schauspieler begehrte Ware
Aber kommt mir nicht mit Hohn
Er spiele nur in der Rezeption
Er arbeitet mit höchster Professionalität
Wie auch die nächste Dame, die bereit steht

Viele würden sie als Klischee ansehen
Sie ist freundlich und bildschön
Ich wette, deshalb hat man sie hier eingestellt
Bei so einer Wette verliert, wohl jeder sein Geld
Denn an Jennifers Können kommt kaum einer ran
weshalb man ihr jede Arbeit anvertrauen kann
Und man weiß, dass sie es schafft
Kommen wir zum Letzten, der Gemeinschaft

Es ist bei uns ein gängiger Scherz
Dass Frauen hier nur einchecken
um ihr verliebtes Herz
Ibrahim entgegen zu recken
Aber neben Frauen verstehen
Versteht er auch seine Arbeit gut
Dass kann man zu jeder Sekunde sehen
Rinnt bei ihm immer Schweiß und Blut
Es arbeiteten noch andere in der Rezeption
Aber einige kündigten oder arbeiten erst kurz davon
Aber auch diesen widme ich diese Worte
Seid ihr doch alle von besonderer Sorte

Ich möchte mich bedanken und verneigen
Denn ich wollte mit diesen Gedicht allen zeigen
Was für wundervolle Menschen ihr seid
Die man so selten trifft in der heutigen Zeit
Ob im Trachtenkleid oder schwarzem Gewandt
Bestreitet es wohl keiner von der Hand
Liebe Andrea, Nattida, Timo und Sabrina
Matthäus, Marco, Ivo und Carina
Christian, Jennifer, Dominik und Corinna
Und der Rest der ganzen Rezeptionsschar
Die gesprochenen Worte wie Folgenden sind wahr
Sollten unsere Wege einmal sich trennen
Möchte ich nicht darüber flennen
Sondern dankbar sein für diese Zeit
die mir das Schicksal mit euch gestattete
darum versuche ich so gut und so weit
wie meine Wortgewandtheit mich ausstattete
euch mit witzigen Sprüchen zu erfreuen
denn ihr gehört zu den Teuren
Menschen, denen man immer nur Gutes will
Aber jetzt bleibe ich lieber doch still
Wobei eines habe ich noch
Was aus tiefstem Herzen hervorkroch
Jede Sekunde mit euch ist das reinste Glück
Und ich gebe keine davon je zurück
Danke, an euch allen
Danke, für jeden Gefallen
Danke, dass es euch gibt
Ich habe euch vom Herzen lieb.
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Die Hörgeräte

Leise wollte auf die Welt ich kommen.
Da die Hebamme kein Wort vernommen,
klatschte sie auf den Po mir fein
und ließ mich so ins Leben schrei‘ n.

Der Lehrer in unserer Klasse der Frechen,
wollte, dass wir laut und deutlich sprechen.
Die Erwachsenen sollten uns nicht nur sehen,
sondern unsere Sprache auch verstehen.

In der Lehrzeit als Azubi war es Pflicht,
dass man laut und höflich spricht.
Kannte man die Kunden auch wie alte Latschen,
hieß es laut und verständlich quatschen.

Nicht gerade höflich, doch dafür laut,
hat die Armee mich aufgebaut.
Der Ausbilder schrie wie ein Stier,
dabei stand er neben mir.

Beim Studium laut im Hörsaal reden,
ohne Mikro traf es einmal jeden.
Man musste die Hübschen und Schönen
bei ihrem Flirten übertönen.

Die Arbeit wurde leichter, wie es schien,
doch Maschinen lärmten, alle schrien.
Als erste sagte meine Braut:
„Du, du schreist so laut!“

Die Ehefrau mahnte später: „Ruhe!
Die Kinder schlafen in der Truhe.“
Ein Telefon musste ich nicht buchen,
nur Fenster auf, die Richtung suchen.

Als der Betrieb ward umgebaut,
hieß es plötzlich: „Du sprichst zu laut!“
Selbst ins Bordell durft ich nicht rein,
mein Stöhnen wär schädigendes Schrei‘ n.

Ich selber hab bald dumm geschaut,
mich zu reden kaum getraut.
Da hörte ich meine Nachbarn sagen:
„Du müsstest HNO mal fragen.“

So begann mein Weg der Leiden,
den ich eigentlich wollte vermeiden.
Da der Hausarzt meine Stimme kannte,
ich gleich zum HNO-Arzt rannte.

Dort bohrte man in meinen Ohren
und hat das alte Schmalz geboren.
Dann schoben sie mich ins Separee,
und lehrten mich das ABC.

Vom leisen Affen bis zur lauten Ziege,
das Lexikon ich über Kopfhörer kriege.
Dazu Frequenzen auf schonende Weise,
doch für mich war alles zu leise.

Deshalb schrieb man auf die Schnelle
ein Protokoll an jener Stelle.
Das ergab dann mit Verlaub,
ich kann nichts hören, ich bin fast taub.

Und ich sollte mich bewegen
und mir ein Hörrohr schnell zulegen.
So eines, wie ich es gesehen hätt,
im Fernsehen bei Opa Hoppenstädt.

Ich machte deshalb nicht viel Wind
und eilte zur Akustik-Firma geschwind.
„Guten Tag, treten sie ein,
darf es etwas zu trinken sein?“

Hut und Mantel an den Nagel kommen
und dann wird kurz mal Platz genommen.
Wieder geht es ins Separee
und wieder höre ich das ABC.

Wieder gibt es ein Protokoll,
auch sein Ergebnis ist nicht toll.
Dafür formte man schon
meine Ohrmuscheln aus Silikon.

Wir sehen uns wieder in einigen Tagen,
dann werde ich Geräte zur Probe tragen.
Die Tage vergingen viel zu schnell,
schon stand ich wieder an der Stell.

„Das Rote rechts, das Blaue links,
nicht vertauschen, dann gelingt‘ s.“
Gemeint war jener Muschelpunkt,
der gleich in jedes Ohr getunkt.

Der Verstärker zu verstärken beginnt,
fremdes Geräusch mir durchs Gehirne rinnt.
Ich hör nun plötzlich solche Sachen,
die teils Spaß, teils Ärger machen.

Regler rechts und Schalter links?
Beides gleich ist neuerdings.
Keine Schwiegermutter wird mehr stören,
ich kann sie nun von weitem hören.

13.02.2019 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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