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Gedichte über Arbeit und Beruf - Seite 11


Rentner müsste man sein

Rentner müsste man sein

Der Rentner hat ein schönes Leben
dachten wir beim Arbeitsstreben.
Wenn wir morgens zur Arbeit eilen,
kann er sich den Tag einteilen.

Gefallen ihm morgens Sternschnuppen,
schläft er weiter bis in die Puppen.
Oder er küsst erwachend sein Weib
und lobt tastend ihren Laib.

Die Bruttosozialproduktschaffenden
beneiden nachmittags die Rocksaumraffenden.
Wer körperlich sein Brot erwirbt
ausgezehrt auch eher stirbt.

Der Rentner morgens aus dem Bette springt,
weil das Mülltonnen leeren erklingt.
Nebenbei zu früher Stunde
drehte der Ableser einst die Runde.

Jetzt steckte er nur Zettel ein,
ablesen müssten wir allein.
Der Nachbar brachte eine Flasche Bier,
sagte: Lies doch auch einmal bei mir.

Dabei hatte ich einen Termin,
damit beim Hausarzt ich erschien.
Denn vom Kopf bis zu den Zehen
wollte er meinen Körper sehen.

Am nächsten Tag alles zur Arbeit schniefte,
zu Hause einer die Feuerlöscher prüfte.
Gleichzeitig konnte es geschehen,
der Paketdienst wollte eine Unterschrift sehen.

Zwei seriös gekleidete Sektenwesen
wollten uns etwas Wichtiges vorlesen.
Als es Zeit wurde zum Mittagsschlaf
mich ausgerechnet der Gerichtsvollzieher traf.

So geht das den ganzen Tag,
das gefällt nur dem, der es mag.
Wasser, Öl, Gas Holz und Kohle
man empfängt oder erst hole.

Die Säcke Kartoffeln zur Einkellerung
halten das Konto und den Rücken jung.
Unfälle, Notarzt, Krankenwagen
oder Obst zum Mosten tragen,

das scheint alles Rentnerpflicht,
nach der Arbeit geht das nicht.
Kein Wunder, dass die Rentner schrein:
Werktätiger müsste man sein.

30.09.2018 © W.R.Guthmann
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Die Frauen über 40

Der Volksmund sagt, Frauen über 40
werden doch erst rege und würzig.
Sie werden eher vom Tiger gefressen,
wenn sie keinen Schutz besessen,
als von einem Mann geehelicht,
sagt der statistische Bericht.

Wer es nicht glaubt, schöpfe Kraft
und höre mal in die Nachbarschaft.
Mit 40 hat’ s die Frau geschafft,
ernährt sich selbst mit eigner Kraft.
Liebe ist noch kein Problem,
weil die Männer Schlange stehen.

Mit 41 hat ihr kleines Herz
Aussetzer, als wäre es ein Scherz.
Die Liebe zeigt erste Fehler auf,
sie nimmt so manches nun in Kauf.
Der erste Mann hat’s abgelehnt,
weil sich ihre Haut leicht dehnt.

Mit 42 bekommt sie ganz gespannt,
vom Doktor erste Krankheiten genannt.
Der Arzt verschreibt der Liebe
Fläschchen weise asiatische Triebe.
Sie hat sie zwar finanziert,
aber noch nicht konsumiert.

Mit 43 will sie es beweisen,
beginnt jetzt durch die Welt zu reisen.
Die Männer werden zwar gewählt,
doch am Ende nicht mehr gezählt.
Sie braucht nun einen Gigolo,
der ihr lobt Gesicht und Po.

Mit 44 kommt die neuste Masche,
stets ein Fläschchen in der Tasche.
Es ersetzt nun Hasch und Mohn
und erlaubt auch Desinfektion.
Dazu kommt nach meinem Wissen
auch das herzförmige Kissen.

Mit 45 wird alles absoluter, reiner,
nur der Körper schrumpelt kleiner.
Wer früher auf dem Rücken lag,
es jetzt kniend auf dem Sofa mag.
Manche Frau ist nur zu gebrauchen,
darf sie zwischendurch mal rauchen.

Ist die 46 endlich aufgetaucht,
wird ein Führerschein gebraucht.
Der Fahrlehrer, der Schweinehund,
wird der erste Scheidungsgrund.
Mündlich hat er sie belehrt
und sie fand das nicht verkehrt.

03.11.2018 © W.R.Guthmann
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