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Gedichte über Angst - Seite 272


Nachtlicht

Liege nachts alleine und verängstigt im Bett,
zusammengerollt wie ein Embryo,
auf der Suche nach Schutz und Geborgenheit.
Die Decke über den Kopf gezogen, verstecke ich mich.

Bin umgeben von purer Dunkelheit,
höre sie leise vor sich hin wispern,
Schatten und ihr Verlangen nach Angst,
wollen sich meiner ermächtigen.

Bin ihnen hilflos ausgeliefert,
sie greifen und zerren an mir,
kann mich ihnen nicht entziehen,
fühle, nur noch die Kälte in meinem Körper.

Mache mir gedanklich klar,
dass die Schatten nicht echt sind.
Es findet nur in meinem Kopf statt,
ich träume, habe einen Albtraum.

Ich öffne die Augen und luge
unter der Decke hervor.
Nichts und niemand ist hier.
Bin alleine in meinem Zimmer.

Komme langsam ein wenig zur Ruhe,
mein Herz rast, wie die Flügel eines Kolibris.
Atemlos greife ich nach meinem Inhalator.
Halte diesen fest, nahe meines Herzens.

Plötzlich spüre ich jemanden neben mir,
dies signalisiert das Senken meiner Matratze,
kann mich nicht bewegen oder schreien,
bin wie paralysiert, mein Atem geht stoßweise.

„Das ist nicht echt, das ist nicht echt!“
Flüstere ich gedanklich vor mich hin,
in der Hoffnung bald aufzuwachen.
Schweißgebadet schrecke ich hoch.

Kann noch immer nichts sehen,
krabbele mit dem Rücken zur Wand,
nehme mir vor nicht mehr einzuschlafen.
Drücke mir ein Kissen fest an die Brust.

Sekunden verstreichen,
ehe ich mir einbilde,
dass vor der Türe jemand steht.
Eine schwarze Gestalt,
so dunkel wie die Nacht.
Kommt langsam auf mich zu,
mit ausgestrecktem Arm.

Zitternd wie Espenlaub, halte ich
meine Arme schützend vor das Gesicht.
Die Augen geschlossen, bete ich,
dass auch dies nur ein Traum ist.

Was ist Traum und was Wirklichkeit?
Bin ich tatsächlich nicht mehr in der Lage
beides voneinander zu trennen?
Was will mir mein Unterbewusstsein damit sagen?

Jemand rüttelt und schüttelt an mir,
bin gefangen in einem Albtraum.
In mehreren, die mich allesamt verstören
und mich daran erinnern, dass ich keine Chance habe.

Wimmernd und schluchzend
schlage ich um mich,
treffe etwas Hartes wodurch
ich umgehend wach werde.
Habe anscheinend mehrmals
die Wand getroffen,
ein scharfer Schmerz
durchzuckt meine Hände.

Wie aus dem Nichts erscheint ein Lichtpunkt
und bewegt sich in meine Richtung.
Jetzt habe ich wirklich alles gesehen,
vor Erschöpfung gebe ich dem Leuchten nach.

Es wacht über mich und hält sämtliche
Schreckensträume von mir fern.
Selig schlafe ich ein und merke,
wie mein Körper in Wärme gehüllt wird.

Am nächsten Morgen wird mir klar,
dass tatsächlich jemand hinter mir liegt,
dessen Arm wie ein Schild
um mich geschlungen,
sein Oberkörper nahe an
meinen Rücken gepresst.

Fühlt sich ein wenig an, als würde
ich eine Zwangsjacke tragen.
Bin nicht in der Lage mich zu bewegen,
genieße jedoch seine Wärme.

Wann er wohl zu mir kam?
War er letzte Nacht das Licht?
Habe ich ihm womöglich weh getan?
Fühle mich endlich geborgen und sicher.

Schlaftrunken, schmiege ich
mein Gesicht in das Kissen,
versuche den verpassten Schlaf nachzuholen.
Brauche ich jemanden bei mir,
um keine Angst mehr zu haben?
Oder ist die Lösung des ganzen
einfach nur Licht?

Vielleicht ist "er", der leise
atmend hinter mir liegt
mein persönliches Nachtlicht?
Seine Aura, die mich komplett einnimmt,
sobald er den Raum betritt.

Meine Glücksgefühle ihm gegenüber,
sollten doch ausreichen, um meine
inneren Dämonen in Schach zu halten.
Er ist das Pendant zu meiner Dunkelheit.

Ich brauche keine Angst mehr zu haben,
ich bin nicht alleine und
auch nicht schutzlos.
Ich kann auch mein eigenes Licht sein,
mich selbst lieben und umsorgen.

Auch wenn ich die Dunkelheit
nicht ausstehen kann,
gibt es genug Möglichkeiten sie zu umgehen.
Ich muss mir jene klarmachen und versuchen,
für mich umzusetzen, um ihr nicht ausgeliefert zu sein.

Sie kann überall auftauchen,
nicht nur im Schlaf
begleitet von Schatten und Dämonen.
Licht ist stärker als all das,
und zwar in jeglicher Form.

Drum zögere nicht, denn in jedem Herzen
strahlt ein helles Licht, das darauf wartet,
herauszubrechen und die Dunkelheit
vollends zu vertreiben.




© Lily .N. Hope
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