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Gedichte über das Alleinsein - Seite 123


Habe ich bloß falsch gemacht?

Ich sitze unter den Sternen
Und schaue in die Vergangenheit
Sehr viele Wünsche und noch viele Träume mehr
Doch sie blieben unerfüllt
Und viele starben im Lauf der Zeit
Nach all den Jahren weiß ich, es gibt keine Widerkehr
Egal wie sehr ich es mir wünsche und will
Die Antworten auf meine Bitten bleiben still

Es ist doch gut, ich bin gesund
Doch fühle ich im Seelengrund
Eine Leere, die meine Freude in sich zieht
Ich blieb mir doch immer treu
Hatte auch manchmal eine Scheu
Wurde ich dadurch mein eigener Unglücksschmied
Jetzt klage ich tränenreich in der Nacht
Was habe ich bloß nur falsch gemacht

Hinter mir liegt tote Asche
Einst der Weg, den ich beging
Kein Blume, keine Hoffnung, die dazwischen wieder erblüht
Was hätte ich machen sollen
Zu entfliehen dem Schicksalsding
Das mich hinunter zieht wie auch mein freudiges Gemüt
Wie ändere ich bloß mein Schicksal und Dasein
Und bin nicht weiterhin so einsam und allein

Mir geht`s doch gut, ich bin gesund
Doch fühle ich im Seelengrund
Eine Leere, die mein Herz in Stücke reißt
Sehe ich Paare glücklich sein
Ist es für mich eine große Pein
Worauf meine Wunde sich steht’s vereist
Bis ich klagend weine in der Nacht
Was habe ich bloß falsch gemacht

Mir geht es gut, Ich bin gesund
Doch fühle ich im Seelengrund
Eine Sorge, die große Zweifel in mir sät
Während sich alle gemeinsam finden
Und ihre Leben zusammen binden
Weiß ich, es ist für mich leider viel zu spät
Es ist schon längst kein kleiner Verdacht
Ich weiß, ich habe alles falsch gemacht
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In der Röhre

„Entschuldigen Sie, dass ich sie störe,
doch ich soll jetzt und hier in die Röhre.“
„Junger Mann, ich berichtige Sie,
das heißt Magnet-Resonanz-Tomografie.

Sie können sich schon in der Kabine regen
und alles sonst so Notwendige ablegen.
Gesundheitskarte, Überweisungsschein,
Handtuch und einige Angaben müssen sein.

Die Technik von Herzschrittmacher bis Uhr
behindert und gefährdet dabei nur,
genauso Brille, Schmuck und Hörgerät,
auch mancher Zahn, wenn auf Draht er steht.

Jetzt entkleiden sie sich bis zum Schlüpfer
und machen auf diese Liege einen Hüpfer.
Das Handtuch, das sie mitgebracht,
wärmt inzwischen ihre Pracht.

Sollte sich ihr Penis recken,
wird mein Lineal ihn schrecken.
Halten sie still den Körper und Kopf,
haben sie Angst, ist hier ein Knopf.

Die Liege wird jetzt 254-mal rucken,
sie brauchen nicht ängstlich zu gucken.
Wenn sie ruhig liegen bleiben,
werden wir sie in viele Scheiben schneiden.

Wir erstellen ein elektronisches Buch
als Nachweis von ihrem heutigen Besuch.
Doch erst einmal, schnell wie der Wind,
sagen sie mir wie schwer sie sind.

Haben sie schon einmal Mittel erhalten,
die den Kontrast stärker gestalten?
Alles andere auf dem Zettel genannt,
ist ihnen doch sicher nicht unbekannt.“

Jede Frage, die genannt,
bereits zeitsparend im Laufen entstand.
Endlich lag ich auf dem Brett,
zugedeckt und warm sehr nett.

Den Kopf im weichen Ring gebettet,
Kopfhörer haben mein Gehör gerettet.
Es ging los im schnellen Trab,
und hielt vor dem Ende knapp.

Ich dachte, das ist angenehm
und machte es mir sehr bequem.
Doch plötzlich mit Gebrumm und Kreischen,
mit Hämmern, Dröhnen, Schleifen

ging es vorwärts und zurück,
meistens nur ein kleines Stück.
Der Ton war laut und schwoll schnell an.
Jetzt kommt das Ende, dacht ich dann.

Und als der Krach sich nun gelegt
und das Brett sich nicht bewegt,
dachte ich wir sind im Hafen
und dabei bin ich eingeschlafen.

Im Halbschlaf musste ich erleben,
man kann auch noch Tempo geben.
Der Lärm schwoll an, ich war zu träge,
es klang als käme nun die Säge.

Ich sah in Gedanken mich in Scheiben,
dünner als des Befundes Schreiben.
Von fern ich schon den Himmel sah,
da klang es: „Aufstehen, wir sind da!“

12.07.2019 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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