Nicht weit entfernt von seinem Haus
Sitzt Baumgarten, sieht traurig aus.
Und träumt von bess´ren Zeiten, ach!,
Die Vögte machen´s Land so schwach.
Doch ist er sich noch nicht gewahr
Der langsam nähernden Gefahr.
Er hat noch keinen Schimmer,
Denn es wird für ihn noch schlimmer!
Da plötzlich dringen Schreie laut
Aus seinem Haus, dreht um und schaut,
Was da denn wohl grad vor sich geht,
Und gleich schon vor dem Haus er steht.
Will kommen durch die Eingangstür,
Doch die fliegt auf, gleich hinter ihr
Baumgartens Weib, sie wär so schön,
Würd sie nicht nah den Tränen stehn.
"Sag, Frau, was macht dir´s Herze schwer?
Du siehst so traurig aus, so leer!"
"Ach, furchtbar ist´s, oh Ehemann,
Ich weiß nicht, wie ich´s sagen kann."
Die pure Angst ziert ihr Gesicht,
Sie zittert leicht, während sie spricht:
"Der Burgvogt ist´s, der Wolfenschießen,
Ich solle ihm ein Bad eingießen.
Und Ungebührliches verlangt
Er außerdem, oh wie mir bangt!"
Baumgarten stampft laut auf vor Wut.
"Versprochen, es wird alles gut.
Die Ehr nicht länger wird er schänden:
Ich bring ihn um mit kalten Händen!"
Da sieht er an der Wand das Beil,
Mit fürchterlichem Kriegsgeheul
Ergreift er es und stürmt zum Bad,
Zu rächen diese üble Tat.
Und ehe sich der Vogt verschaut,
Ist er schon da, holt aus und haut
Dem bösen Mann sein Haupte ein.
Der Vogt schaut nur verdattert drein.
Und als im nächsten Augenblick
Der Vogt ein wenig wankt zurück,
Er merkt erst, wer ihm`s Bad verdirbt,
Es nützt ihm nicht mehr viel: er stirbt.
Nach dieser frevlen Tat wird klar:
Da Baumgarten der Mörder war,
Muss dieser aus der Gegend fliehn,
Denn sonst die Feinde töten ihn.
Drum flieht er vor des Feindes Schwert,
Hofft, dass man mit ihm überquert
Den Vierwaldstätter See im Boot,
Hofft, dass ihm jemand hilft in Not.
So kam es wenig später dann,
Doch helfen wollte kein Fährmann.
Es war ein Jäger, der half schnell,
Das Volk kennt ihn als Wilhelm Tell!