Zu wohl ist auch nur wohl
Ein Gedicht von
Ralph Bruse
Ihm ist zu wohl an manchen Tagen,
was andere wohl nicht verstehn.
Warum sollte er drüber klagen,
wenn sie ihn dauernd lächelnd sehn?
Zuviele grummeln, zetern, neiden;
stehn scheinbar gern in langer Schlange,
an Schalter, Kassen, oder beiden
und meist gewollt auch ziemlich lange.
Da steht auch Hans und summt für sich
ein federleichtes Sommerlied.
Die Dame, vor ihm, mag das nicht.
Wörtlich: > Sie gehn mir auf´s Gemüt! <
Er fragt sie, ob er ihr nachher,
den Einkauf heimwärts tragen soll?
Da hat sie keine Antwort mehr,
aber von ihm die Nase voll.
So geht's die liebelangen Tage...
Er lächelt tapfer vor sich hin:
summt selig, grüßt; ist keinem Plage.
Nur: irgendwie macht´s keinen Sinn...
...Bis er dann schrieb ein Kleingedicht,
ohne großartig nachzudenken:
in einer Bar, bei schwachem Licht,
um es dann wieder herzuschenken...
...Zu tauschen - denn sein Portmonee
war dünn und, wie gehabt, oft leer.
> Ein Blatt, ein Bier. Der Deal, okay?, <
brummte der nette Wirt leger.
So fand Hans endlich einen Freund,
der ihn zudem vollstens verstand.
Der packt sein Werk; bot ihm ´nen Joint
und brach ihm fast die hagre Hand.
> Ein Dichter, Leute!, < rief er aus
und wedelte vergnügt das Blättchen.
Hans weiß dann nur noch...Der hieß Klaus.
Zu arg dröhnte das Zigarettchen.
*
Am andern Tag erwacht er froh
und leicht verschwitzt an weichen Brüsten.
Die schöne Fremde lächelt so,
als wenn sie alles von sich wüssten.
Sie winkt ihm später noch im Gehen.
Hans schaut ihr lange hinterher.
Ihn schüttelt´s heftig, nur vom Sehen
und wohlig kneift´s auch vom Rever.
(c) Ralph Bruse
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