Wiedersehen
Seht und lest ihr lieben Leute,
und ich schreibe noch schnell heute,
hoffend, ihr habt mich auch vermisst,
damit mich so schnell keiner vergisst.
Selbst im Frieden und ohne Not
braucht der Poet sein tägliches Brot.
Nur sind das an diesen Orten,
nicht Backwaren und gerührte Torten.
Es sind Leser, die täglich man zählt,
die die eigenen Gedichte gewählt,
die Kommentare aller Arten schreiben
oder noch anonyme Leser bleiben.
Manche Schüler, Lehrer und auch Direktoren
lesen morgens was wir Poeten geboren.
Wer beim Lesen und Schreiben schwächelt,
bei unseren Reimen verstehend lächelt.
Selbst die Rentner beim Kaffee Schwätzchen
reden über manche Gedichte Sätzchen.
Auch die Hausfrau beim Kartoffeln schälen
übt, unsere Gedichte nachzuerzählen.
Und selbst im großen grauen Bundestag
mancher unsere kleinen bunten Zeilen mag.
Sogar der Hausherr beim Richtfest, ohne Dach,
liest vorher in den Gedichten nach.
Seit heute, so hab ich in der Zeitung gesehen,
darf ich palliativ allein über die Brücke gehen.
Das ist ein echter Trost in der Not,
wenn der Poet nicht mehr leidet sein eigenes Brot.
06.11.2015 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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