Weihnachtstreffen im Spreewald

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Heute habt ihr Langeweile
und lest darum jede Zeile.
Deshalb wird euch nun präsentiert,
was mir im Sommer ist passiert.

Das Alter lässt sich nicht vermeiden,
auch wenn man beim Geburtsjahr schwindelt,
doch habe ich noch keine Leiden
für die man mich im Altersheim windelt.

Weil ich neulich etwas sah,
wobei ich heut noch zitter,
was bestimmt im Schlaf geschah,
ich schieb es auf die Spreewaldbitter.

August war es mit großer Hitze,
an Regenwürmern war kein Mangel,
und damit ich nicht so schwitze,
saß ich im Spreewald mit der Angel.

Doch plötzlich, laut und immer wieder
schallten durch den Erlenwald,
live gesungene Weihnachtslieder,
so laut, dass das Echo widerhallt.

Hab ich etwa Weihnachten verpennt,
oder bin ich betrunken?
Die Schnapssorte jeder kennt
und ich hab danach gestunken.

Da kam ein Spreewaldkahn gefahren,
der tief im Wasser lag,
mit vielen Männern, die reich an Jahren.
doch alle vom gleichen Schlag.

Das Erscheinen hat mich überrascht
ich sprang auf und habe brav gedienert.
Weiße Bärte, lang und dicht,
rote Mäntel, die Stiefel blank gewienert.

Denn das war der Weihnachtskahn,
erfuhr ich später unverhofft,
den bisher nur wenige sah’ n,
denn die Männer kommen nicht oft.

Gegenüber, bei der schwarzen Ecke,
legten sie am Wiesenufer an.
Und dicht vor meinem Angelverstecke
verbargen sie im Schilf ihren Kahn.

Zu der Wiese hinter der Hecke,
wo sonst Leinen die Wäsche halten,
schleppten sie die großen Säcke,
um einen Tauschtag zu gestalten.

Alle saßen schnell im großen Kreis,
nicht auf Kissen und Stühlen,
sondern auf ihrem gepolsterten Steiß,
um in den Säcken dann zu wühlen.

Jeder zeigte die Pakete,
egal ob für Mädel oder Jungen,
die er gerne tauschen täte,
doch keiner war dazu gezwungen.

Vom Beißring für das neuste Kind,
das inzwischen Zähne putzt,
bis zum PC sich alles find,
was keinem Kind so richtig nutzt.

Nebenbei der Chef erzählte,
was es im Überfluss gibt
und was schon immer fehlte,
weil keiner mehr Weihnachten liebt.

Er redete von Anfang bis Schluss
es ging um Strom, um Preise und Steuern,
ich staunte, was man beachten muss,
wenn sich die Geschenke jetzt verteuern.

Die Tauschobjekte wurden im Kreis gereicht,
begutachtet und mit Listen verglichen,
hatte einer das Richtige erreicht,
wurde es auf dem Wunschzettel gestrichen.

Irgendwann packten sie ihre Geschenke ein,
denn es war alles getauscht.
Sie steckten ihre roten Zipfelmützen ein
und sind wieder abgerauscht.

Ich sah sie noch den Kahn besteigen,
die Säcke vorher fest zugebunden,
der Letzte nahm die Kette vom Haken
und schon ging‘s los mit kräftigem Staken.

Ich war abends noch lange wach
und habe mein Gehirn geschunden,
denn auf der Wiese sah ich nach,
da habe ich das hier gefunden.

In der Sonne weich geworden
hielt ich es erst für nen Orden.
Doch ich erkannte dann
einen Schokoladenweihnachtsmann.

22.10.2015 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Weihnachtstreffen im Spreewald

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25.12.2015
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