Vierzeiler, Nun leb ich von Erinnerungen

Ein Gedicht von Christoph Hartlieb
….Nun leb ich von Erinnerungen
und nicht, wie einstmals von der Tat.
Doch rühr ich gern, wenn auch gezwungen
in dem Erinnerungssalat.
….Ich freu mich täglich auf mein Bett.
Welch Drama, wenn ich keines hätt.
Dort fühle ich mich aufgehoben,
wenn Regen rauscht und Stürme toben.
….Nicht viele Menschen können schweigen.
Ich schweige oft, ich schweige gern.
Hinunter in die Tiefe steigen,
das führt vielleicht zum Wesenskern.
….Nun bin ich 86 Jahre
und finde, das ist alt genug.
Viel klüger kann ich kaum mehr werden,
ich bin schon jetzt erschreckend klug.
….Alt bin ich, längst in Todes Zonen,
und werde nicht mehr lang bestehn.
Doch werden noch in Jahrmillionen
sich immer neue Welten drehn.
….Mein Leben ist, seit ich´s begreif,
ein Seufzer nur, ein Kuss, ein Hauch.
Jetzt bin ich für den Schlussakt reif,
d. h. Verbrennung, Asche, Rauch.
….Ich liebe die Veränderungen,
drum klar: Das Bleiben lieb ich nicht.
Ich möcht mich ändern, ungezwungen.
Mich ändern: Privileg und Pflicht.
Silesio

Informationen zum Gedicht: Vierzeiler, Nun leb ich von Erinnerungen

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04.09.2021
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Christoph Hartlieb) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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