Straßen der Nacht

Ein Gedicht von Farbensucher
Das Leben ist nachts
in den Straßen erstorben -
kein Hundegebell
hinterm Hoftor, verborgen,
kein Vogel flattert
erschreckt vor mir auf,
keine streunende Katze
im nächtlichen Lauf.

Hell beleuchtet
ist jeder Winkel in der Nacht –
einsam, der Mond,
nur bleich über die Toten wacht,
hinter jedem Fenster
flimmert bläuliches Licht,
den Sternen zugewandt
kein einz’ges Gesicht.

Es fliegen die Nachtfalter
im Sturzflug, versengt,
sie werden vom Kunstlicht,
nicht mehr vom Mond gelenkt -
die geheimen Kräfte der Nacht
wirken nicht mehr,
der Himmel bleibt hell,
die Straßen, ohne Nacht, leer.

Die Dunkelheit hat alle Macht
ans Licht verloren,
die Geister der Kindheit
nicht wieder geboren -
der Atemzug der Nacht
verdampft an der Laterne,
die Schatten verschwinden,
gebleicht, in der Ferne.

Informationen zum Gedicht: Straßen der Nacht

317 mal gelesen
11.07.2021
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Farbensucher) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
Anzeige