Paddellehrgang

Ein Gedicht von Horst Reiner Menzel
Vergiss fürs Boot nicht einen Namen,
sonst kriegt das Amt dich an den Kragen.
Kommst nicht zurecht mit deinem Kahn,
fahr' lieber mit der Bundesbahn.

Lass dein Paddel nirgends liegen,
wird’ s kein anderer zu fassen kriegen.
Steigst du mal ohne Paddel ein,
rudere mit den Armen heim.

Du musst die Strömung richtig nutzen,
dann brauchst du auch das Boot nie putzen.
Wenn du über die Steine tanzt,
verleiht’ s dem Boot ein‘ neuen Glanz.

Lass das Paddel kräftig fliegen,
du wirst das Wasser nicht verbiegen,
Verreist dein Boot einmal alleine,
nimm das nächste Mal 'ne Leine.

Wenn das Wasser fließt an dir vorbei,
ist bestimmt das Paddel nicht entzwei,
denn du sitzt auf einer Bank,
allgemein als Sand bekannt.

Stürzt du dich in ein Wellental,
ist das dem Boot total egal,
gib es dann ‘nen lauten Krach,
fällst du wahrscheinlich in den Bach.

Hat das Boot ‚nen großen Schaden,
war der Dampfer überladen.
Kippt das Boot dir seitlich weg,
liegt‘ s bestimmt an deinem Speck.

Stellt sich dein Boot mal dämlich an,
schimpf mit ihm so dann und wann,
läuft es dann noch aus dem Ruder,
nenn' es höflich „blödes Luder“.

Ist das Wasser plötzlich weg,
krieg nicht gleich ‚nen großen Schreck,
fliegst du dann noch durch die Luft,
war bestimmt ein Wehr der Schuft.

Wenn Schwerpunkts Kräfte sich verschieben,
lernst du bald das Paddelwasser lieben.
Wenn deine Paddelkünste nichts mehr nützen,
hilft nur noch eines: stützen, stützen, stützen.

Nur ein ganz Besessener,
stürzt sich in die Felsennester.
Nur ein ganz bekloppter,
paddelt wie ein Helikopter.

Kommt ein Dampfer auf von hinten,
Hilft es nichts mit ihm zu schimpfen.
Weich ihm lieber ganz weit aus,
sonst zerquetscht er dich wie eine Laus.

Brummst du auf ‘ne Insel rauf,
stelle gleich dein Zelt dort auf,
setze Flagge, nimm sie in Besitz,
damit sie jetzt dein Eigen ist.

Kommt vorbei ein schöner Schwan,
nutze deinen ganzen Charme,
nimm ihn zärtlich in den Arm,
denn er hält dich nächtens warm.

Paddeln ist ein Hochgenuss,
sing dazu aus voller Brust.
Packt dich mal die Liebeslust,
gib dem Paddel einen Kuss.

Holt dich der große Zampano,
beim letzten Paddelschlag,
so paddle in das Nirgendwo,
sag' der Welt ade und frag:
ob sich das tolle Paddelfest,
dort oben wiederholen lässt.

Rei©Men

Informationen zum Gedicht: Paddellehrgang

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02.02.2015
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Horst Reiner Menzel) für private und kommerzielle Zwecke frei verwendet werden.
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