O, what a wunderful world
Ein Gedicht von
Annelie Kelch
Noch liegt Tau auf dem grünen Gras der Deiche;
die Kastanie schweigt – noch ist alles ganz still.
Müd' fallen die Blätter der knorrigen Eiche;
und ich muss zur Schule; nein, nicht doch: Ich will!
Die Kühe – noch stumm – auf des Deiches Krone
bedauern mich großen Aug's mit traurigen Blicken.
Dieser Tag hat es in sich, ist wirklich „nicht ohne“.
Ein Algebra-Test soll uns Jungvolk – beglücken?
Nicht mich, ich steh' mehr auf Deutsch und Kunst;
„x-y-z zum Quadrat“, welcher Dussel hat das erfunden?
Ach, hätt' ich die dritte Stunde doch längst überwunden.
Ich spür' schon im Nacken des Paukers ironische Ungunst.
Kein Mensch heute auf der 'langen Straße lang'.
Fische und Ratten im Graben links von mir schlafen.
Ich schwitze wie selten, mir wird plötzlich bang.
Vielleicht sollte ich besser vorher - zum Hafen …?
Vielleicht liegt dort heute ein neues Schiff am Kai -
ein Frachter vielleicht aus dem fernen Shanghai …?
Vielleicht geht die Algebra-Stunde schnell vorbei,
vielleicht vorher 'ne Schnecke aus Knuts Bäckerei?
Vielleicht macht das Üben sich heute bezahlt.
Uschi gab sich gestern sooo viel Mühe mit mir …
Vielleicht sollte ich vorher doch noch zum Pier?
Weshalb hilft „ gegen Algebra“ noch immer kein Anwalt?
Linkerhand geht 's nun ab in die Straße 'Gorch-Fock':
Ich trotte brav um die scharfe Kurve - wie liebes Vieh.
Zum Glück gibt 's in unsrer Klasse nur einen Zeige(!)stock.
Ach - mir wird jäh speiübel - so schaff' ich es nie!
Zwei Wochen später – wir bekommen die 'Arbeit' zurück!
Herr … schmeißt mal wieder unmutig mit paar Heften umher.
Ich glaube fast, ich zieh' ein Gesicht wie 'Hein Mück'.
Unser Pauker reicht(!) mir die Kladde, mein Herz wird schwer.
Dann lehn' ich mich erleichtert zurück, bin zufrieden wie Bolle -
grinse Uschi an, hebe glücklich zwei meiner Fingerlein.
Sie freut sich wie Stint; ich bin nahezu total von der Rolle:
O, what a wunderful world! - What a marvellous sunshine!
Das könnte Sie auch interessieren