nach der Stunde Null

Ein Gedicht von Joanna Nawrot
Und dann kam die Zeit nach dem Tod. Dann kam die Stunde nach der Stunde Null. Dann ging es dort weiter, wo geschrieben stand, dass es niemals wieder weiter gehen könne, dort, nach der Stunde Null. Und es ging weiter. Und es geht weiter. Mit welchem Recht und aus welchem Anlass heraus und durch wessen Verschulden auch immer – der Sand floss weiter durch die winzige Öffnung Zeit, auch dann schon, als der Tod ihr Einhalt gebot, als die Gezeiten im Vakuum implodierten und ein schwarzes Loch die Sekunden verschwinden ließ, auch dann schon rann das Sandkorn der Erdanziehung entgegen. Wie ein Buddha sitze ich hier über meinem Mandala aus Sand und kreiere seine Vollkommenheit mit bunten Sandkörnern in höchster Präzision im klarsten Wissen darüber, dass das Kunstwerk im Moment der Vollendung seine Anwesenheit verlieren wird. Ein einziger leichter Windhauch wird die Grazie seiner Schöpfung ins Universum zerschlagen, sie in den Lauf der Zeit untermischen und uns sein Wesen auf Erden entziehen. Wie ein Buddha sitze ich hier und forme Lebenszeichen in mein kleines Universum vor der Stunde Null.

Informationen zum Gedicht: nach der Stunde Null

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24.06.2017
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