Müllers Alptraum
Müller kam recht spät nach Hause,
machte leis´ die Haustür auf.
Feucht und fröhlich war die Sause,
Müller stieg zur Treppe rauf.
Seine Gattin, die Isolde,
wartete im Schlafgewand.
Die, die oft ein Herz aus Golde,
trug ein Beil in ihrer Hand.
Müller schlich bereits ins Zimmer,
freute sich schon auf das Bett.
Silbern schien des Mondes Schimmer,
„Ach der Abend war doch nett!“
Kalt und hart traf ihn ihr Schatten,
warm und rot lief gleich sein Blut.
Draußen pfiffen ein paar Ratten,
groß, war nun der Gattin Wut.
Schnell und grausam kam sein Ende,
fragend sah er ihr Gesicht.
Auf dem Munde ihre Hände
und dann schwand das letzte Licht.
Gierig fraß die Motorsäge,
Arm und Beine ihm vom Leib.
Seine Brust zerteilten Schläge,
eiskalt war das liebe Weib.
So zerteilt ward er versenket,
in des nahen Flusses Flut,
über den ihr Blick sich lenket.
Und sie seufzt: „Wird alles gut!“
Gellend klingt sein wehes Klagen,
schweißgebadet wacht er auf.
Und er fasst sich an den Kragen.
ach der Kopf, der ist noch drauf.
Neben ihm liegt still Isolde,
alles war ein böser Traum.
Und er küsst die brave, holde
und er wagt zu atmen kaum.
© Hansjürgen Katzer, Juni 2004
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