Lykantrophie
Ein Gedicht von
Lars Abel
Der Spur von Tod, von Raub und Mord,
Ich folgte ihr zum Waldesrand,
kein Lebenszeichen fand ich dort,
der Sog hinein war fulminant
Die Neugier zwang mich in den Tann,
der Mond goss fahl sein Licht hinzu,
dann, eine Lichtung irgendwann,
und trügerische Ruh'
Ich schauderte, als das Geäst,
sich plötzlich auseinanderbog,
ein Untier, Hand ans Schwert gepresst,
im Fleischrausch mir entgegenzog
Ich rannte wohl nicht schnell genug,
verlor den Halt an Baumes Stumpf,
dies Vieh war echt, nicht Lug und Trug
mit Klauen, die der Jagd ein Trumpf
Sein Pelz begrub mich ganz und gar
als dunkle Wolke unter sich,
zu jung ich doch zum Sterben war,
mein Bangen greller Panik wich
Im Unterholz ich eisern rang,
die Stämme drehten sich um mich
und Blut und Stamm mich schwindeln zwang,
die Röte meiner Wangen blich
Mein Saft zerrüttete die Sicht,
der Armstumpf spritzte dazu bei,
ein Knacken, als wenn Knochen bricht,
erwirkte grausig Schrei um Schrei
Als mein Skelett zerschlagen schien,
besah das Vieh sein Meisterstück,
ein Knurren warf es mir noch hin,
dann döste es im Beuteglück
Aus Mörderlungen drang sein Hauch,
die Lefzen wogten fett im Blut,
es hob und senkte sich sein Bauch,
da keimte in mir Wut
Noch war ein Teil ich dieser Welt,
auch wenn mein Saft mich treulos floh,
das Vieh hat mir den Tag vergällt,
ich starb so oder so
Die Hand, die sich noch lenken ließ
verschaffte ein paar Meter mir,
obgleich ich Blut statt Atem bließ,
erreichte ich das Tier
So fest ich konnte stach ich zu,
vor Schmerz verzerrt, die Augen aus,
wie blind dann weiter, und im nu,
verklang das Brüllen, aus die Maus
Fontänen schossen aus dem Kopf,
ein roter Regen niederging,
ich stand im Blut vom Fuß zum Schopf,
mein Fleisch die Tropfen fing
Allmählich schob das Morgenrot
sich ungeduldig in das Bild,
erst mit der Sonne war ich tot,
zu gehen auch gewillt
Ein Jägersmann fand später dann
vor Ort das blutgetränkte Paar,
so pries er Gott und hob mich an,
der Tag war hell und klar
(C) Lars Abel
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