Ich habe ein Wort in den Wind gerufen

Ein Gedicht von Herbert Rösler
Ich habe ein Wort in den Wind gerufen und glaube,
daß alle Ohren, die hören,es gehört haben.Auch die
Tiere haben es gehört. Ich habe gerufen, das Neue
kommt. Das Alte ist vergangen und vergessen.
Dann habe ich mich hingelegt. Und am nächsten
Tag war das Neue noch nicht da. Und ich habe wie-
der gerufen, das Neue kommt und habe geglaubt,
daß mich auch die Bäume, die Wiesen, die Häuser
und alles, was es hier in dieser Welt gibt,gehört
haben. Und wie ein Echo kam es auf mich zurück.
Wir haben verstanden, hat der Wind mir gesagt,
das Neue kommt. Dann habe ich wieder geschlafen.
Und am dritten Tag, wo ich wußte, daß mich alles
verstanden hat, habe ich allem die Wahrheit und das
Geheimnis Gottes kundgetan. Dann war ich müde
und konnte trotzdem nicht schlafen. Mein Herz war
unruhig, ob es wohl alle verstanden haben? Und ich
schaute hinauf zu den Sternen und sie sagten mir,
Gott ist ein gerechter Gott. Dann konnte ich schlafen.
Und als ich erwachte, war alles neu.

Informationen zum Gedicht: Ich habe ein Wort in den Wind gerufen

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28.12.2011
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