Hexenzwiebel
Ein Gedicht von
Lars Abel
Die Regentrommel flüstert leise,
schenkt Wald und Wurzel holden Glanz,
malt auf die Wasser zarte Kreise
und fordert manches Blatt zum Tanz
Es ist die Fülle an Gerüchen,
die mich hier innehalten lässt,
als wenn der Duft namhafter Küchen
den kosterprobten Gaumen nässt
Die Fibel warnt vor Herbstzeitlosen,
vor Maienglöckchen, Aronstab,
die freudig gern den Ahnungslosen
mit Tücke schaufelten ihr Grab
Mit ausgefuchster Raffinesse
bleibt solches "Unkraut" unentdeckt,
bis es, gesetzt, dass man es esse,
die giftbewehrten Zähne bleckt
Falls ich allein den Schwaden traue,
womit der Ramsen mich betört,
verschränkt auf meine Nase baue,
auf die so mancher Kenner schwört,
so mag es sein, dass ich am Abend
zwar vollen Sackes heimwärts fleuch´,
mich am Gestank der Büschel labend,
hinwegflieg´ über das Gesträuch
Doch erst wenn alles zubereitet,
der erste Löffel schlundwärts fährt,
sich die Pupille weder weitet,
noch zuckend nach den Seiten schert,
wenn zwischen Magenwänden locker
und ohne Kampf der Bärlauch ruht,
so haut kein Gift mehr mich vom Hocker,
so war das Mahl am Ende gut
Ich suche nach der Hexenzwiebel,
dem Ramsen oder Hundsknoblauch,
befragte meine Kräuterfibel,
was ratsam sei bei grimmem Bauch
(C) Lars Abel
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