Herr X und der Antrag
Ein Gedicht von
Jens Gottschall
Unverschuldet stellt Herr X
'n Antrag, denn der hat ja nix.
Zur Abgabe braucht man 'n Termin,
die Bearbeitung, die kann sich zieh'n.
Die Einladung kam nach drei Wochen,
man hat ihm Wohnzuschuss versprochen,
doch dazu fehl'n noch Unterlagen,
die muß er erst zusammentragen.
Mit der Mappe voll Belegen
muß er sich von Amt zu Amt bewegen,
doch überall Termin ..., Termin ..., Termin ...,
die Bearbeitung, die kann sich zieh'n.
Telefonisch könnt man fragen:
"Was brauch ich noch ?, wann habt ihr auf ?, an welchen Tagen ?"
Doch die Warteschleife kann sich zieh'n,
Anfragen nur mit Termin !"
Reicht Herr X dann alles ein,
heißt's: "Ach, ihre Unterlagen, fein !"
"Sie brauchen uns're Nummer gar nicht erst zu wählen,
wir melden uns, sollt noch was fehlen !"
Zwei Monate geh'n jetzt ins Land,
die Bearbeitung, die kann sich zieh'n.
"Rufen Sie uns bloß nicht nochmal an.
Nachfragen nur mit Termin !"
Was ham die in den ganzen Wochen bloß gemacht ?,
hatte sich Herr X gedacht.
Post kommt, jetzt hört auf der Spaß:
"Ihre Unterlagen sind nicht komplett. Da fehlt noch was !"
Wieder läuft Herr X zum Wohngeldamt.
"Sind Sie geladen ?" - "Ja, und wie !"
Ich will 'ne Auskunft und bleib steh'n auf diesem Fleck !
"Entschuldigung, es kann sich zieh'n, es sind paar Unterlagen weg !"
Das kann's nicht sein. Jetzt reicht der nochmal Unterlagen ein
und die Bearbeitung verlagert sich nach hinten.
Das kann kein Mensch, der auf'ne Zahlung angewiesen ist
in Ordnung finden.
Doppelt alles abgegeben, ruft man vorsichtshalber nochmal an,
doch keiner ist bereit mit dir zu reden, ans Telefon geht keiner dran.
Nach 5 Monaten erfolgt die Zusage auf's Geld. "Versprochen !"
"Es tut uns wirklich leid, Herr X - nächste Zahlung in vier Wochen !"
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